UN: Anzeichen für Kriegsverbrechen im Jemen
28. August 2018Laut dem Bericht der vom UN-Menschenrechtsrat beauftragten Expertenkommission könnten alle Konfliktparteien im Jemen Kriegsverbrechen begangen haben. Seit 2015 versuchen die sunnitische Regierung und ihre Verbündeten unter Leitung Saudi-Arabiens einen Aufstand der von Saudi-Arabiens Erzfeind Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen niederzuschlagen.
"Es gibt keine Anhaltspunkte, dass die Konfliktparteien versuchen, zivile Opfer zu vermeiden", sagte der Vorsitzende der Kommission, Kamel Jendoubi, in Genf. Seit März 2015 seien mindestens 6.600 Zivilisten getötet und mehr als 10.000 verletzt worden. "Die wahren Zahlen sind wahrscheinlich deutlich höher", so die Experten.
Folter und willkürliche Verhaftungen
Demnach hätten Luftschläge der Koalition Hochzeits- und Trauergesellschaften, Märkte, Schiffe mit Zivilisten an Bord und medizinische Einrichtungen getroffen. Auch Rebellen seien wahrscheinlich für zivile Opfer verantwortlich, etwa durch den Einsatz von Streumunition bei innerstädtischen Kämpfen. Diese Vorwürfe müssten weiter untersucht werden.
Sowohl die Koalitionskräfte als auch die Huthi-Rebellen sollen Kinder gezwungen haben, "aktiv an den Kampfhandlungen teilnehmen". Es gebe Hinweise darauf, dass bereits Achtjährige rekrutiert würden. Zudem würden überall im Land Menschen willkürlich verhaftet und teils gefoltert.
Luftangriffe gehen weiter
Jendoubi rief alle Konfliktparteien dazu auf, humanitären Helfern und Hilfsgütern wieder sicheren und schnellen Zugang zu gewährleisten. Aktuell blockiert die Koalition die jemenitischen Häfen, auch der Zugang zum Flughafen in Sanaa ist gesperrt. Die Kämpfe gehen unterdessen unvermindert weiter: Der internationale Flughafen in Sanaa sowie ein dortiger Luftstützpunkt waren laut Huthi-Rebellen und Anwohnern in der Nacht zum Dienstag Ziel heftiger Luftangriffe. Die Rebellen, die Sanaa kontrollieren, machten die Koalition für die mehr als ein dutzend Attacken verantwortlich. Berichte über Opfer gab es keine.
Seit Beginn des Bürgerkriegs sind mindestens 10.000 Menschen getötet worden, zwei Millionen sind vor dem Konflikt geflohen. Die UN sprechen von der schlimmsten humanitären Krise weltweit seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als die Hälfte der jemenitischen Bevölkerung hat der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Nach UN-Angaben sind mehr als 22 Millionen Menschen im Land auf humanitäre Hilfe angewiesen.
hk/djo (dpa, ap)