Ban Ki Moon in Gefahr
22. März 2007Während einer Pressekonferenz am Donnerstag (22.3.07) mit Ministerpräsident Nuri al-Maliki duckte sich Ban hinter dem Rednerpult, als eine laute Explosion das Gebäude erschütterte. Mörtel bröckelte von der Decke. Während der UN-Generalsekretär zusammenzuckte, blieb Al-Maliki ganz ruhig und zuckte kaum mit der Wimper. Irakische Journalisten sagten, eine Mörsergranate sei etwa 50 Meter von dem Gebäude entfernt eingeschlagen, in dem die Pressekonferenz stattfand. Der Krater neben dem Gebäude war rund einen Meter tief; die Granate wurde offenbar von der anderen Seite des Flusses abgefeuert. Vor dem Gebäude wurden zwei Sicherheitskräfte durch die Explosion leicht verletzt. Der Angriff geschah in der vom Militär abgesperrten "Grünen Zone".
Pressekonferenz nach Mörsereinschlag fortgesetzt
Die Pressekonferenz wurde fortgesetzt. Ban lobte die Arbeit der irakischen Regierung. Gleichzeitig äußerte er jedoch Bedauern darüber, dass die irakische Regierung sich nicht stärker bemühe, mehr politische Gruppen in die Arbeit einzubeziehen. Ban erklärte weiter, die Vereinten Nationen wollten sich, sobald die Sicherheitslage es erlaube, wieder verstärkt im Irak engagieren, sowohl im politischen Prozess als auch im humanitären Bereich. Die UN hatten ihre Aktivitäten in Bagdad nach Anschlägen auf ihre Mitarbeiter stark zurückgeschraubt.
Wie die meisten Besuche hochrangiger Politiker im Irak war auch Bans Bagdad-Reise aus Sicherheitsgründen bis zur Ankunft geheim gehalten worden. Ursprünglich war vorgesehen, dass Ban seine erste Nahostreise als UN-Generalsekretär am Freitag in Kairo beginnt. Weitere Stationen sind die Palästinensergebiete, Israel, Jordanien, Saudi-Arabien und der Libanon. Ban will auch am Gipfeltreffen der Arabischen Liga am Mittwoch teilnehmen.
Großrazzia in Bagdad mit 1600 Soldaten
Bei einer Großrazzia in Bagdad entdeckten irakische und US-Soldaten am Donnerstag Fässer mit Chlorgas und Salpetersäure sowie Waffenlager. Wie die US-Armee weiter mitteilte, wurden 31 Menschen festgenommen. An der Großrazzia waren 1600 Soldaten beteiligt, die auf der Suche nach Terrorverdächtigen und Waffen ein Haus nach dem anderen durchkämmten, hieß es. Am Wochenende waren bei einer Serie von Anschlägen mit Chlorgas zwei Polizisten getötet worden.
In der südirakischen Hafenstadt Basra lieferten sich Anhänger zweier schiitischer Parteien heftige Gefechte. Augenzeugen berichteten, Anhänger der Bewegung des radikalen Predigers Muktada al-Sadr hätten ein Parteibüro der Fadhila-Partei in Brand gesteckt. Kämpfe gab es auch rund um das Haus des Provinzgouverneurs Mohammed al-Waili. Augenzeugen sahen mehrere Verletzte. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre. Hunderte von britischen und irakischen Soldaten bezogen in den Straßen Stellung.
Schiiten-Allianz spaltet sich auf
Die Fadhila-Partei, die ebenso wie die Sadr-Bewegung zu der Schiiten-Allianz von Ministerpräsident Nuri al-Maliki gehörte, hatte sich vergangene Woche von der Allianz losgesagt. Die von dem Geistlichen Mohammed al-Jakubi geleitete islamische Partei, die mit 15 Abgeordneten im Parlament vertreten ist, hatte diesen Schritt als Zeichen gegen die Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten bezeichnet. Al-Sadrs Miliz soll an Mordkampagnen gegen sunnitische Zivilisten beteiligt sein. Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak berichtete unterdessen, Unbekannte hätten in der Nacht zum Donnerstag in Basra die Frauenrechtlerin Tuhfa al-Bidschari in ihrem Haus ermordet.
Die US-Armee erklärte, die multinationalen Truppen hätten in den vergangenen Tagen in Basra und Hilla Kais al-Chasali, den früheren Sprecher Al-Sadrs in der Pilgerstadt Nadschaf, seinen Bruder Laith und weitere Angehörige seines Netzwerks gefangen genommen. Sie sollen in die Entführung und Ermordung von fünf amerikanischen Soldaten in Kerbela im vergangenen Januar verwickelt sein. (tos)