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Unbekannter Hoffnungsträger Tiffels

Chuck Penfold
10. Mai 2017

Nach zwei Niederlagen gegen Schweden und Russland braucht die DEB-Auswahl gegen die Slowakei einen Erfolg, um ihre Ziele bei der Heim-WM zu erreichen. Helfen soll dabei einer, den vor dem Turnier noch niemand kannte.

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Deutschland Eishockey-WM 2017 USA - Deutschland
Bild: picture-alliance/Sven Simon

"Ein großartiger Spieler. Ich muss gestehen, ich habe ihn vorher gar nicht gekannt", sagte Deutschlands altgedienter Nationalspieler Felix Schütz über Frederik Tiffels, als er vor der WM in einem TV-Interview auf seinen neuen Teamkollegen angesprochen wurde. Kurz zuvor hatte Tiffels beim 3:2-Sieg im WM-Vorbereitungsspiel gegen Lettland im DEB-Trikot debütiert und sich gleich zweimal  in die Torschützenliste eingetragen. Seine beiden Tore, die Eindrücke aus dem Trainingslager und die Leistungen in weiteren WM-Tests gaben schließlich den Ausschlag, dass Bundestrainer Marco Sturm gar nicht mehr anders konnte, als den 21-Jährigen in seinen WM-Kader zu berufen.

Immer mehr Eiszeit

Während der ersten drei WM-Partien gegen die USA, Schweden und Russland bekam Tiffels, der mit den erfahrenen Patrick Reimer und Yasin Ehliz in einer Sturmreihe spielt, nach und nach immer mehr Eiszeit. Von zwölf Minuten gegen die US-Amerikaner über 13 Minuten gegen die Schweden bis hin zu 16 Minuten im Spiel gegen Rekordweltmeister Russland. Tiffels zahlte das Vertrauen seines Trainers zurück und erzielte gegen die Russen in der Schlussminute seinen ersten WM-Treffer. Ein besonderes Erlebnis für Tiffels, der aus Köln kommt und bei den Kölner Haien das Eishockeyspielen gelernt hat.

Eishockey WM 2017 | Deutschland - Russland
Erster WM-Treffer und möglicherweise der nächste Schritt einer großen Karriere: Tiffels trifft gegen RusslandBild: picture-alliance/Sputnik/A. Kudenko

"Natürlich war das ein tolles Gefühl, aber ich hätte lieber gewonnen", sagte Tiffels nach der 3:6-Schlappe. "Eine Niederlage ist immer bitter. Als Sportler will man eben immer gewinnen, auch wenn es gegen eine Top-Nation geht. Heute haben wir das nicht geschafft, auch weil wir teilweise zu viel Respekt vor dem Gegner hatten."

Lob von Trainer und Kapitän

Tiffels, der für die Western Michigan University in den USA spielt, analysierte das Spiel gegen Russland fast deckungsgleich mit Bundestrainer Sturm, der zwar mit vielen Aktionen seiner Spieler zufrieden war, aber immer noch viele Verbesserungsmöglichkeiten sah. "Wir müssen besser werden. Wir sind immer noch ein Stück weit entfernt von dem, wie gut wir als Mannschaft spielen können", sagte Tiffels und ergänzte mit Blick auf das nächste Spiel gegen die Slowakei am Mittwochabend: "Wenn jeder Spieler an sein Limit geht und wir das maximale herausholen, sollten wir in der Lage sein, ein gutes Ergebnis zu erzielen."

Eishockey Nationalmannschaft Testspiel Deutschland - Lettland
Bundestrainer Sturm ist beeindruckt von seinem JungstarBild: picture-alliance/City-Press

Unterdessen war Sturm voll des Lobes für seinen WM-Debütanten. "Fredi gibt uns mehr, als wir vorher erwartet hätten. Einige der anderen können von ihm noch ein paar Dinge lernen. Er gibt immer alles", sagt der Coach. "Er ist ein wichtiger Teil unserer Mannschaft. Er geht ein so hohes Tempo, wie kaum ein anderer aus dem Team", lobte auch Kapitän Christian Ehrhoff, der gegen Russland erstmals nach einer Rückenverletzung bei der WM auf dem Eis stand. In der Tat sind sein Tempo und die Fähigkeit, dieses Tempo zum eigenen Vorteil variieren zu können, Tiffels' große Stärken. Früher machte er daraus allerdings zu wenige Tore oder Torvorlagen, doch an diesem Defizit hat er erfolgreich gearbeitet, seit er vor drei Jahren an die Western Michigan wechselte.

In der sechsten Runde gedraftet

Während offenbar in Deutschland vor der WM noch niemand von Tiffels, dessen älterer Bruder Dominik für die Kölner Haie in der DEL spielt, gehört hatte, stand er in den USA bei den NHL-Scouts schon länger auf dem Zettel. 2015 sicherten sich die Pittsburgh Penguins in der sechsten Runde des Drafts die Dienste des Deutschen.

In der Vergangenheit gab es bereits einige unbekannte Spieler, die eine Wm als Sprungbrett für eine große Karriere nutzen, doch Tiffels wischt diesen Gedanken beiseite. "So weit denke ich noch nicht", sagte er. "Jetzt geht es für erstmal daru, der Mannschaft zu helfen. Danach sehen wir weiter, was sich ergibt." Was auch immer die Zukunft bringt, Tiffels ist in jedem Fall dabei, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. "Ich hoffe, dass nach der WM jeder weiß, wer ich bin", sagt Tiffels und grinst.