UNICEF: 50 Millionen Kinder auf der Flucht
7. September 2016Rund 28 Millionen Mädchen und Jungen sind einem Bericht von UNICEF zufolge weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. 17 Millionen davon suchen in ihrem eigenen Land nach Schutz, 11 Millionen im Ausland, wie aus einem in New York veröffentlichten Bericht des UN-Kinderhilfswerks mit dem Titel "Entwurzelt" hervorgeht. Weitere 22 Millionen Mädchen und Jungen hätten ihrem Land wegen extremer Armut, starker Kriminalität oder aus anderen Gründen wie Umweltrisiken den Rücken gekehrt.
Jeder zweite Flüchtling ist unter 18 Jahre alt, dabei macht diese Gruppe nur rund ein Drittel der Weltbevölkerung aus. Die meisten Kinder und Jugendlichen verlassen ihre Heimat mit ihren Eltern, immer mehr aber auch alleine. Rund 100.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beantragten 2015 in 78 Ländern Asyl, dreimal so viele wie noch 2014. Diese Kinder seien besonders von Ausbeutung und Missbrauch bedroht, warnt UNICEF.
Die meisten Flüchtlingskinder in der Türkei
Unter Verweis auf Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) heißt es in dem Report, zwischen 2014 und Juli 2016 seien 15.000 Flüchtlinge und Migranten gestorben oder als vermisst registriert worden. Rund zwei Drittel aller registrierten Todesfälle von Migranten ereigneten sich demnach im Mittelmeer. Schätzungen zufolge seien ein Drittel der in der Ägäis umgekommenen Menschen Kinder.
In der ersten Jahreshälfte 2016 kamen in Europa fast 70 Prozent der Kinder, die einen Asylantrag stellten, aus den Konfliktländern Syrien, Afghanistan und Irak. Die mit Abstand meisten geflüchteten Kinder und ihre Familien suchen aber in ihrer jeweiligen Heimatregion Schutz, wie der UNICEF-Bericht hervorhebt. Die zehn Länder, welche die meisten Flüchtlinge aufnahmen, liegen in Asien und Afrika. Die Türkei ist laut dem Kinderhilfswerk wahrscheinlich das Land mit der weltweit größten Population von Flüchtlingskindern.
Kinder ohne Begleitung besser vor Gewalt und Ausbeutung schützen
Die UN-Organisation veröffentlichte ihren Bericht im Vorfeld der Gipfeltreffen zu weltweiten Flucht- und Migrationsbewegungen am 19. und 20. September in New York. Sie fordert, die betroffenen Kinder, insbesondere solche ohne Begleitung, besser vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen und entschieden gegen Menschenhandel vorzugehen. Außerdem müsse die Inhaftierung von Jungen und Mädchen beendet werden. Kinder müssten davor bewahrt werden, bei Grenzkontrollen oder während des Verfahrens zur Bestimmung ihres Aufenthaltsstatus von ihren Eltern getrennt zu werden. Zur Zusammenführung der Kinder mit ihren Familien müssten "alle möglichen Maßnahmen ergriffen" werden.
UNICEF appelliert an die Regierungen und die Zivilgesellschaft, Kindern ihr Recht auf Bildung und umfassende Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Wasser sowie psychosoziale und rechtliche Betreuung zu gewähren. Außerdem müssten die Ursachen für Konflikte und extreme Armut bekämpft werden. Notwendig seien ferner Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung.
sti/djo (afp, dpa, rtr, epd)