US-Außenminister Kerry trifft FARC-Vertreter
22. März 2016Erstmals seit Jahrzehnten haben hochrangige Vertreter der USA Repräsentanten der kolumbianischen Guerillagruppe FARC getroffen. US-Außenminister John Kerry, der US-Präsident Barack Obama bei seinem Besuch in Kuba begleitet, kam in der kubanischen Hauptstadt Havanna mit Unterhändlern der linksgerichteten Rebellen und Vertretern der kolumbianischen Regierung zusammen. Beide Seiten führen dort seit mehr als drei Jahren Friedensverhandlungen, um den Jahrzehnte währenden Krieg in Kolumbien zu beenden.
Historisches Treffen
"Die USA unterstützen den Friedensprozess in Kolumbien", erklärte Kerry nach dem Treffen. Er forderte die Konfliktparteien auf, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um die ungelösten Fragen wie einen Zeitplan zur Entwaffnung der FARC-Kämpfer zu lösen. Das US-Außenministerium bekräftigte die Unterstützung der USA für die Umsetzung des geplanten Friedensabkommens, um "den längsten Konflikt der westlichen Hemisphäre" zu beenden. Kerry rief die Unterhändler auf, ihre Bemühungen zur Klärung der noch ausstehenden Fragen zu verstärken. Dazu gehörten ein bilateraler Waffenstillstand unter Aufsicht der Vereinten Nationen, ein Zeitplan für die Entwaffnung der Guerillakämpfer und Sicherheitsgarantien für politische Akteure.
Der kolumbianische Chefunterhändler Humberto de la Calle nannte die von Kerry angekündigte Unterstützung für Guerilleros, die die Waffen niederlegen, einen wichtigen Beitrag zum Friedensprozess. Er hob hervor, dass die USA konkrete Unterstützung für die Gewährleistung der Sicherheit der früheren Guerillakämpfer angekündigt hätten. Washington hatte im Februar 450 Millionen Dollar (400 Millionen Euro) Unterstützung für die Umsetzung des Friedensabkommens versprochen. FARC-Verhandlungsführer Iván Márquez bezeichnete das Treffen mit Kerry als historisch. Die FARC wurde bislang aber von den USA weiter als Terrororganisation betrachtet.
340.000 Opfer
Im September hatten Regierung und Guerilla vereinbart, bis zum 23. März ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Angesichts von Meinungsunterschieden über die Niederlegung der Waffen erklärten aber beide Seiten, dass sich der Friedensschluss noch verzögern werde. Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen fielen nach Angaben des Nationalen Zentrums für Historische Erinnerung dem Konflikt zum Opfer, davon 80 Prozent Zivilisten. Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.
cr/kle (epd, afp)