US-Sanktionen treffen Oligarchen hart
9. April 2018Die neuen US-Sanktionen gegen russische Oligarchen und Unternehmen haben für einen schwarzen Tag an der Moskauer Börse gesorgt. Der in Dollar berechnete Leitindex RTS brach um 11,44 Prozent ein. Nach Angaben der Zeitung "RBK" verloren die 50 reichsten russischen Geschäftsleute innerhalb eines Tages zwölf Milliarden Dollar (9,7 Milliarden Euro). Der Kreml verurteilte die neuen Maßnahmen aus Washington scharf und sagte den betroffenen Firmen Hilfen zu.
Wegen Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte die US-Regierung am Freitag gezielte Strafmaßnahmen gegen Firmen, Regierungsmitglieder und russische Oligarchen verhängt, die zum inneren Machtzirkel um Putin gezählt werden. Die Nachricht schlug aber erst zum Wochenauftakt mit voller Wucht auf die Finanzmärkte durch.
Investoren flohen in Panik aus russischen Werten
Washington begründete die Sanktionen mit den "andauernden und immer dreisteren boshaften Aktivitäten der russischen Regierung überall in der Welt". Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin nannte die Strafmaßnahmen "empörend". Die US-Regierung setze sich damit über "alle Regeln" hinweg.
Anleger in Moskau flohen in Scharen aus russischen Aktien und dem Rubel. Seit der Krim-Annexion im Jahr 2014 und den darauf folgenden Sanktionen gab es an den russischen Börsen nicht mehr einen solchen Einbruch. Ein Dollar kostet mit rund 60 Rubel so viel wie seit Januar 2015 nicht mehr.
Zu den Betroffenen zählen der Industriemagnat Oleg Deripaska, dem der Aluminiumkonzern Rusal gehört, sowie der Abgeordnete Suleiman Kerimow, dessen Familie den größten russischen Gold-Produzenten Polyus kontrolliert. Polyus verloren gut 17 Prozent, Rusal stürzten zeitweise um knapp die Hälfte ihres Wertes ab. Durch den Preisverfall wurden mehr als dreieinhalb Milliarden Euro vernichtet. "Das ist hart, aber wir werden es überwinden", erklärte das Unternehmen auf Facebook.
Die Moskauer Reaktion wird nicht lange auf sich warten lassen
Ministerpräsident Dmitri Medwedew sagte, die Regierung prüfe bereits mögliche Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Branchen und Unternehmen. Zudem arbeite die Regierung an Gegenmaßnahmen. Es dürfe keinen Zweifel geben, dass Moskau auf solche Schritte reagiert.
Das russische Außenministerium hatte die Strafmaßnahmen, mit denen mögliche Bankkonten und Vermögenswerte der Betroffenen in den USA eingefroren werden, bereits am Freitag als "anti-russischen Angriff" verurteilt und eine "harte Antwort" angekündigt. Mit den Maßnahmen gegen russische Unternehmen versuche die US-Regierung, "Konkurrenten am Weltmarkt zu eliminieren".
rb/gri (afp, ap, dpa, rtr)