USA beklagen 500.000 Corona-Tote
23. Februar 2021Was setzt sich in den USA zuerst durch: Die Corona-Müdigkeit der Menschen, die massive Impfkampagne oder die ansteckenderen Virus-Varianten? Es ist ein Wettrennen, bei dem es um Leben und Tod geht. Die Zahl der Neuinfektionen in den USA geht deutlich zurück und jeden Tag werden im Schnitt rund 1,7 Millionen Menschen geimpft. Im Kampf zur Eindämmung der Pandemie gibt es daher vorsichtigen Grund zur Hoffnung. Doch wegen der gefährlichen Virus-Varianten könnte es neue Rückschläge geben.
Am Montag überschritten die USA die traurige Schwelle von einer halben Million Corona-Toten. Nach Daten der Universität Johns Hopkins gab es 500.071 Todesfälle nach einer Infektion - mehr als in jedem anderen Land der Welt. Hinter der unfassbaren Zahl verbirgt sich das Leid und der Tod unzähliger Omas, Opas, Väter, Mütter, Töchter, Söhne, Freunde und Nachbarn. Millionen Angehörige und Freunde trauern um ihre Lieben, denen sie in ihren letzten Stunden oft nicht nahe sein konnten, von denen sie sich häufig nicht gebührend verabschieden konnten.
Mehr Tote als durch viele Kriege
"Damit sind in einem einzigen Jahr wegen dieser Pandemie mehr Amerikaner gestorben als im Ersten Weltkrieg, dem Zweiten Weltkrieg und dem Vietnamkrieg zusammengenommen», erklärte US-Präsident Joe Biden am Montag. Er ordnete an, die Flaggen im Land für fünf Tage auf Halbmast zu setzen, um der Toten zu gedenken.
Die Behörden in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, haben bislang gut 28 Millionen bestätigte Infektionen gemeldet. Täglich kommen im Schnitt knapp 70.000 Neuinfektionen dazu, der niedrigste Wert seit Ende Oktober. Auch die Neuaufnahmen in Krankenhäusern gehen zurück. Doch weiter sterben durchschnittlich pro Tag mehr als 2000 Menschen nach einer Infektion. Das sind an eineinhalb Tagen mehr Opfer als einst bei den Anschlägen vom 11. September 2001. Einem viel beachteten Modell zufolge soll die Zahl der Corona-Toten bis Ende Mai noch auf fast 600.000 ansteigen.
Trump ließ es einfach laufen
In den USA lief in Bezug auf die Pandemie vieles schief. Zu Beginn leugnete der damalige Präsident Donald Trump die von dem Virus ausgehende Gefahr, dann setzte er sich ohne wissenschaftliche Belege für bestimmte Medikamente als vermeintliche Wundermittel ein. Zudem ließ er bis zuletzt erkennen, dass er das Tragen von Masken eher lästig fand. Viele Experten werfen Trump vor, sich gar nicht mehr um die Eindämmung der Pandemie bemüht zu haben. Er wollte keine Auflagen mehr, keinen Lockdown - er wollte die Wirtschaft wieder ankurbeln.
Dafür setzte er auch auf Impfstoffe. Diese Wette ging auf. "Das ist der einzige Aspekt der Epidemie, bei dem die USA gute Noten kriegen", sagte etwa Microsoft-Gründer Bill Gates, der Co-Vorsitzende der Gates-Stiftung. Dank der Anschubfinanzierung der Regierung habe die Impfentwicklung mit "voller Geschwindigkeit" losgelegt, sagte Gates bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Die schwierige Planung, wie die größte Impfkampagne in der Geschichte des Landes durchgeführt werden sollte, überließ Trumps Regierung aber den Bundesstaaten. Chaos und bittere Beschwerden folgten prompt.
Biden macht mobil
Biden dagegen macht bei der Impfkampagne seit seinem Amtsantritt vor einem Monat massiv Druck - und das mit Erfolg. Die Regierung hat die wöchentlichen Impfstofflieferungen an die Bundesstaaten deutlich gesteigert und zuverlässiger gemacht. Zudem mobilisierte Biden für große Impfzentren Tausende Soldaten des US-Militärs und Ressourcen der Katastrophenschutzbehörde Fema.
In den USA haben seit Mitte Dezember rund 44 Millionen Menschen mindestens eine Impfung bekommen, das sind gut 13 Prozent der Bevölkerung. Knapp 19 Millionen Menschen haben beide nötigen Dosen bekommen, wie Daten der Gesundheitsbehörde CDC zeigen. Zum Vergleich: In Deutschland haben bislang rund 3,3 Millionen Menschen die Erstimpfung erhalten, was etwa vier Prozent der Bevölkerung entspricht, wie das Robert Koch-Institut am Montag mitteilte. Mehr als 1,7 Millionen Menschen haben beide Impfungen erhalten.
haz/fw (dpa, rtr, afp)