USA und Nordkorea kommen sich näher
24. Juni 2004Der Konflikt um das Atomprogramm im kommunistischen Nordkorea schwelt schon seit 20 Monaten. Die beiden Hauptakteure, Nordkorea und die USA, gaben sich vor Beginn der dritten Runde der Gespräche mit Südkorea, Russland, China und Japan kompromissbereit. Die USA seien zu ernsthaften Diskussionen bereit, versicherte der US-Delegierte James Kelly. "Unser gemeinsames Ziel ist eine koreanische Halbinsel, die dauerhaft frei von Atomwaffen ist", sagte Kelly am Mittwoch (23.6.) vor Beginn der Verhandlungen.
Der nordkoreanische Delegierte Kim Gye Gwan bekräftigte die Bereitschaft seines Landes zum Verzicht auf das Atomprogramm. Allerdings müssten die USA im Gegenzug ihre "feindliche Politik" einstellen und die Regierung in Pjöngjang entschädigen. Mit der Entwicklung von Atomwaffen wolle sich Nordkorea vor einem möglichen nuklearen Angriff durch die USA schützen. Wenn die USA ihre Politik änderten, sei sein Land jedoch bereit, die Atompläne "auf transparentem Weg" aufzugeben. Kim Gye Gwan äußerte sich nicht dazu, ob Pjöngjang internationale Atominspektionen zulassen will.
"Erstes bedeutendes Angebot"
Die USA wollen laut "New York Times" zahlreiche Bedingungen für Hilfslieferungen in das verarmte Land stellen. So werde die US-Delegation fordern, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong II die Abkehr von seinem Nuklearprogramm erklärt. Die USA würden dann eine "vorläufige" Nichtangriffsgarantie geben. Zudem könnten direkte Gespräche über die Aufhebung von US-Sanktionen, eine langfristige Energieversorgung und die Umschulung von Nuklearexperten aufgenommen werden. Dies sei das das erste bedeutende und detaillierte Angebot von Präsident George W. Bush an Nordkorea, schrieb die "New York Times". Dem Bericht zufolge sollen außerdem China, Russland, Japan und Südkorea Schweröl an Nordkorea liefern.
Kim II solle drei Monate Zeit für die Auflösung des Atomprogramms bekommen, berichtete die "New York Times" weiter. Danach werde das Öl nur weitergeliefert, wenn Pjöngjang internationale Beobachter ins Land lasse und sich an weitere Zeitvorgaben halte, etwa für das Verschiffen des Nuklearmaterials außer Landes.
Wirtschaftshilfe als Gegenleistung Der Streit war eskaliert, als Nordkorea Ende 2002 Inspektoren der UN-Atomenergiebehörde (IAEA) auswies, sich aus dem Atomwaffensperrvertrag zurückzog und einen stillgelegten Reaktor wieder in Betrieb nahm. Jetzt verlangt Nordkorea Wirtschaftshilfe im Gegenzug für eine Aufgabe des Atomprogramms. Aus Washington hieß es bisher, das Land dürfe nicht für die Abschaffung eines Programms belohnt werden, das es widerrechtlich aufgelegt habe. Nach einem Plan, der vor Beginn des Treffens diskutiert wurde, würden nicht die USA, sondern Japan und Südkorea Wirtschaftshilfe für das kommunistische Land zur Verfügung stellen.
Vor Beginn der Gespräche hatte Nordkorea Vorwürfe aus den USA zurückgewiesen, es betreibe ein Atomprogramm auf Basis von hochangereichertem Uran. Der oberste Vermittler, Chinas Chefunterhändler Wang Yi, rief alle Parteien zu Flexibilität auf. Die Gesprächsrunde im chinesischen Staatsgästehaus soll bis Samstag dauern. (ch)