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Politik

Ein Albtraum für junge "Dreamer"

Clare Richardson cb
6. März 2018

US-Präsident Donald Trump will die Kinder von illegalen Einwanderern in die Herkunftsländer der Eltern zurückschicken. Dagegen wehren sich die "Dreamer". Sie kennen nur ein Heimatland - die USA.

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USA  Demonstration von Dreamern
Bild: DW/ C. Richardson

Karla Pinzon versucht schon ihr ganzes Leben lang, unsichtbar zu sein. Aber an einem sonnigen Tag Anfang März steht die 21-jährige Studentin vor dem Kapitol in Washington D.C., mit Feenflügeln aus Pappe, auf denen "Ohne Papiere und ohne Angst" steht. Sie und andere Demonstranten sind in die US-Hauptstadt gekommen, um Politiker aufzufordern, endlich Gesetzesänderungen zu beschließen, die junge Einwanderer vor der Abschiebung schützen sollen.

"Ich habe bis vor kurzem nicht offen darüber gesprochen, dass ich keine Papiere habe", sagt Pinzon. Ihre Familie kam in die USA, als sie acht Jahre alt war. Heute ist das einzige Zuhause, das sie kennt, das Viertel Flushing im New Yorker Stadtteil Queens.

Nachdem Pinzon mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen ist, möchte sie so viel Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Das Gegenteil von unsichtbar zu sein, so glaubt sie, ist nun ihre beste Chance, im Land bleiben zu dürfen. "Ich habe riesige Angst, die ganze Zeit", sagt die junge Frau. 

Dreamer stehen vor ungewisser Zukunft

Pinzon gehört zu den 700.000 jungen Menschen, die von einem Programm aus der Obama-Zeit profitieren: DACA (Deferred Action for Childhood Arrivals), das Kindern von illegalen Einwanderern einen Aufenthalt in den USA ermöglicht. Diese jungen Menschen, die in den USA aufwuchsen, sind als Dreamer, oder Träumer, bekannt - aber jetzt, wo DACA wohl endet, steht ihnen eine albtraumhafte Ungewissheit bevor. 

USA  Demonstration von Dreamern
Viele der jungen Dreamer, die in Washington demonstrierten, können sich an ein Leben außerhalb der USA nicht erinnernBild: DW/ C. Richardson

"Die Geschichten der betroffenen Familien brauchen in den Medien Gesichter, aber es ist schon unheimlich, sich vorzustellen, dass mein Einsatz für diese Sache der Faktor sein könnte, der zu meiner Abschiebung in ein Land führt, das ich nicht mehr kenne", sagt Pinzon, deren Familie aus Guatemala kommt.

Im September 2017 hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, das DACA-Programm beenden zu wollen. Eine Umfrage des Senders CBS im Januar 2018 zeigt aber, dass 70 Prozent der Amerikaner dafür sind, dass sich Dreamer weiterhin legal in den USA aufhalten dürfen.

Trotzdem ist die Zukunft der jungen Einwanderer auch ein halbes Jahr nach Trumps Ankündigung alles andere als sicher.

Persönliche Schicksale als Faustpfand

Eine Entscheidung der Supreme Court unterstützte das vorherige Urteil eines Bundesrichters, das den Dreamern vorerst erlaubt, ihren Aufenthaltsstatus zu erneuern. Aufgrund dieser Entscheidungen hat der US-Kongress nun mehr Zeit, sich mit der Zukunft von DACA zu beschäftigen.

Das Schicksal der Dreamer ist zu einem politischen Druckmittel in Washington geworden. Im Januar hatten Demokraten versucht, eine Entscheidung zu DACA zu erzwingen, indem sie diese mit den Haushaltsverhandlungen verknüpften. Der Schuss ging nach hinten los - es kam zu einem Shutdown der Regierung, aber letztlich keiner DACA-Entscheidung, weil sich die Republikaner weigerten, nachzugeben.

Die Gegner des Programms für Dreamer sehen den langfristigen Aufenthalt der jungen Migranten in den USA als eine Art Amnestie an, die Menschen belohnt, die sich nicht an die Regeln halten. Sie befürchten, dass so auch andere ermuntert werden, illegal in die USA einzuwandern.  

"Es ist hart"

Gemeinsam mit Karla Pinzon stehen viele andere Menschen vor dem Kapitol, um Politiker vom Gegenteil zu überzeugen. Sie halten Blumen aus Crepepapier hoch und tragen T-Shirts mit Fotos von Freunden oder Verwandten, die in Abschiebehaft sitzen.

Die 19-jährige Sarahi Aguilera ist extra für die Demonstration von Kansas nach Washington gereist - aus einer Stadt namens Liberal, in der hauptsächlich Konservative wohnen. Aguilera kam im Alter von fünf Jahren in die USA. Heute arbeitet sie in einem Rechtsanwaltsbüro und in einer Schule, um ihre Studiengebühren bezahlen zu können.

USA  Demonstration von Dreamern Sarahi Aguilera (L)
Sarahi Aguilera (links) will nicht aufgeben - auf ihrem Schild steht "Sie haben versucht, uns zu begraben. Aber sie wussten nicht, dass wir Samen sind."Bild: DW/ C. Richardson

Sunflower Community Action, eine NGO, die gegen eine migrantenfeindliche Politik kämpft, hat die Reise nach DC für die 19-Jährige und mehr als ein Dutzend andere junge Menschen organisiert.

Trumps Entscheidung vom vergangenen September hat Aguileras Leben ins Chaos gestürzt. "Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle", sagt die junge Frau. "Werde ich mein Studium abbrechen müssen? Was soll ich tun? Ich unterstütze auch meine Familie finanziell. Es ist einfach hart."

Langes Hin und Her steht bevor

Viele Dreamer sehen sich unter Druck, in Studium und Beruf besonders erfolgreich sein zu müssen, um sicher in den USA leben zu können. Bis sie sehen, wie es mit ihnen weitergeht, könnte noch viel Zeit vergehen. Beim aktuellen Stillstand zwischen Republikanern und Demokraten könnte es gut sein, dass DACA den Weg durch die Instanzen geht, bevor der Kongress auch nur einen Gesetzesvorschlag auf den Weg bringt.

"Ich habe mein Schattendasein beendet, um den Menschen zu zeigen, dass ich alles schaffen kann", sagt Aguilera. "Aber das hier ist ein Rückschritt, es wirft mich zurück. Mir wird praktisch die Tür vor der Nase zugeschlagen."