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Vater Mundlos beschimpft NSU-Richter

18. Dezember 2013

In seinem Zeugenauftritt im NSU-Prozess scheint der Vater von Uwe Mundlos vor allem die Gelegenheit zu sehen, das Andenken des Sohnes zu verteidigen. Dabei scheut er weder Verschwörungstheorien noch eine Beleidigung.

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Siegfried Mundlos auf dem Weg ins Gericht (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Es ist ein Eklat ohne Beispiel im Prozess um die Mordserie der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" - und er wird ausgerechnet vom Vater des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos ausgelöst. "Sie sind ein kleiner Klugsch...," fährt Siegfried Mundlos den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl an. Auch wenn er das Wort nicht vollendet, weiß jeder im Saal, was gemeint ist. Götzl drohte dem 67-jährigen Mathematiker Ordnungsmittel an, setzte die Befragung aber fort.

"Tickende Zeitbombe"

Mundlos hatte Uwe Böhnhardt, den Komplizen seines Sohnes, als "tickende Zeitbombe" bezeichnet. Freunde seines Sohnes hätten ihn gewarnt. Als Götzl wissen wollte, warum er nicht mit seinem Sohn darüber gesprochen habe, kam es zu der Beleidigung durch den Zeugen.

Das NSU-Trio (von links) Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe (Foto: dpa)
Das NSU-Trio (von links) Böhnhardt, Mundlos und ZschäpeBild: picture-alliance/dpa

Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich im November 2011 das Leben genommen, nachdem ihnen nach einem Bankraub die Polizei dicht auf der Fährte war. Dem NSU werden neun Morde an Gewerbetreibenden türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin zur Last gelegt. Die einzige Überlebende des mutmaßlichen Terrors-Trios, Beate Zschäpe, muss sich in dem Verfahren vor dem Oberlandesgericht München wegen des Vorwurfs der Mittäterschaft verantworten.

Siegfried Mundlos schilderte seinen Sohn Uwe als hilfsbereit und "sehr lieb" zu dessen behinderten Bruder. Er sei ehrlich gewesen und etwas naiv. Wie schon in früheren Äußerungen gab der ehemalige Informatikprofessor dem Verfassungsschutz eine Mitschuld daran, dass sein Sohn in die rechte Szene abgeglitten ist. Erst die Gelder von V-Leuten hätten die Rechtsextremisten stark gemacht. "Wenn die jungen Leute mit ihrem eigenen Geld hätten auskommen müssen, wäre gar nicht die Illusion entstanden", sagte Mundlos.

Den Angehörigen der NSU-Opfer sprach der 67-Jährige sein Mitgefühl aus - und erklärte er die mutmaßlichen Terroristen - seinen Sohn Uwe und Böhnhardt - indirekt ebenfalls zu Opfern: "Es sind zehn Tote zu beklagen. Das heißt eigentlich zwölf Tote", so Vater Mundlos. Er war nach der Mutter Böhnhardts und der Mutter Zschäpes das dritte Elternteil der Terrorverdächtigen, das in dem Verfahren aussagte.

wl/se (dpa, afp)