Verletzte bei Unruhen auf dem Tempelberg
11. August 2019Auf dem Jerusalemer Tempelberg sind nach Angaben israelischer Medien mehrere muslimische Gläubige bei Konfrontationen mit Sicherheitskräften verletzt worden. Auch die Hilfsorganisation Roter Halbmond berichtet von 61 verletzten Palästinensern, die israelische Polizei zählte vier Verletzte in ihren Reihen.
Die Polizei teilte mit, nach nationalistischen Rufen und Ausschreitungen muslimischer Besucher habe man mit der Räumung des Tempelbergs begonnen. Nach Medienberichten setzten die Sicherheitskräfte dabei auch Blendgranaten ein.
Weil das muslimische Fest Eid Al-Adha in diesem Jahr mit dem jüdischen Fasten- und Trauertag Tischa BeAv zusammenfällt, hatten die israelischen Behörden den Tempelberg für Juden und Touristen sperren lassen, um Konflikte mit muslimischen Gläubigen zu vermeiden. Zu Tischa BeAv wird der Zerstörung des jüdischen Tempels gedacht. Einige Muslime befürchteten jedoch, dass Juden trotzdem hineingelassen würden und protestierten.
Vorwürfe gegen Netanjahu
Die Schließung der Anlage für Juden sorgte für scharfe Kritik ultra-rechter israelischer Politiker. Transportminister Bezalel Smotrich forderte, der Tempelberg müsse "nach Fortschaffung der Terroristen für Juden geöffnet werden". Er warf dem rechtskonservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu von der Likud-Partei vor, dem "Terror" nachzugeben.
Um den Tempelberg gibt es immer wieder Streit. Das Gelände der Al-Aksa-Moschee, von Juden als Tempelberg bezeichnet, liegt im Osten Jerusalems. Israel hatte den Ostteil samt der historischen Altstadt im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt und 1980 annektiert. Die Vereinten Nationen erkennen die Annexion nicht an.
Strenge Zugangsregeln
Juden dürfen den Tempelberg nur zu festgelegten Zeiten besuchen und dort nicht beten, um Spannungen zu vermeiden. Die Al-Aksa-Moschee ist das drittwichtigste Heiligtum des Islam nach Mekka und Medina. Juden ist das Gelände mit dem Felsendom ebenfalls heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde.
Im Sommer 2017 war es zu blutigen Unruhen gekommen, als nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg Metalldetektoren aufgestellt wurden. Israel ließ die Detektoren wieder abbauen, nachdem bei Unruhen vier Palästinenser getötet und mehrere Hundert verletzt worden waren.
cw/hf (afp, dpa)