Viele Tote bei Massaker in Syrien
12. April 2013Auslöser für den brutalen Militäreinsatz war anscheinend die Fahnenflucht mehrerer syrischer Soldaten. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, Armee-Einheiten seien in das Dorf Al-Sanamein gekommen, um Jagd auf die Deserteure zu machen. Dabei seien sie von Haus zu Haus gegangen und hätten Menschen hingerichtet, darunter Frauen und Kinder.
Insgesamt seien in Al-Sanamein und dem Dorf Ghabagheb in der Provinz Daraa bei den Hinrichtungen und weiteren Kämpfen und Bombardierungen mindestens sieben Frauen sowie die sechs Kinder, 16 Kämpfer der Rebellen, 12 Mitglieder der Regierungsarmee und 16 weitere Männer getötet worden, erklärte die Beobachtungsstelle. Sie hatte zunächst von insgesamt 45 Toten berichtet. Die Einrichtung stützt sich auf ein breites Informantennetzwerk in Syrien. Ihre Angaben können allerdings nicht unabhängig überprüft werden. Die Provinz Daraa liegt an der Grenze zu Jordanien und ist heftig umkämpft.
HRW: Systematische Luftangriffe auf Zivilisten
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf der syrischen Staatsführung vor, durch Luftangriffe auf Zivilisten seit dem Juli 2012 den Tod von mehr als 4300 Menschen verursacht zu haben. Solche "systematischen und breit angelegten Angriffe auf die Zivilbevölkerung" seien ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", erklärte die Organisation bei der Vorlage ihres Berichts "Tod vom Himmel". Die syrische Luftwaffe habe beispielsweise Bäckereien und Krankenhäuser angegriffen. So sei das Krankenhaus von Dar al-Schifa bei Aleppo bereits vier Mal aus der Luft beschossen worden.
Wer in dieser Weise die geltenden internationalen Vereinbarungen zum Kriegsrecht verletze, mache sich der "Kriegsverbrechen" schuldig, heißt es in dem HRW-Bericht. Die syrische Luftwaffe habe auch Splitterbomben eingesetzt. HRW stützte sich in dem Bericht auf Untersuchungen in von den Rebellen kontrollierten Gebieten in drei syrischen Provinzen.
Stillstand bei Chemiewaffen-Ermittlungen
Die Vereinten Nationen kommen bei der Prüfung angeblicher Angriffe mit Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg nicht voran. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch von Diplomaten in New York erfuhr, beharrt die Regierung in Damaskus darauf, dass die Inspektoren zunächst nur einen Vorfall in Aleppo im März untersuchen. Zwei weitere Fälle sollen erst einmal ausgeklammert werden. Ein seit Wochen anhaltender Briefwechsel zwischen der UN-Führung und Syrien habe nicht zu wesentlichen Fortschritten geführt. In dem seit zwei Jahren anhaltenden Bürgerkrieg werfen sich Rebellen und Regierung gegenseitig den Einsatz von Chemiewaffen vor.
Die Regierung in Damaskus beschuldigt die Aufständischen, für einen Chemiewaffen-Einsatz in Aleppo verantwortlich zu sein. Die Opposition ihrerseits macht Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich. Im Zusammenhang mit zwei ähnlichen Vorfällen in Homs und nahe Damaskus will die syrische Regierung keine internationalen Experten einreisen lassen.
US-Finanzhilfe für FSA
US-Präsident Barack Obama gab derweil für die syrische Opposition zehn Millionen Dollar (rund 7,6 Millionen Euro) frei. In einem Schreiben an das Außen- und Verteidigungsministerium erklärte Obama, das Geld sei für den Obersten Militärrat der aufständischen Freien Syrischen Armee bestimmt und solle nur für nicht-militärische Zwecke ausgegeben werden. Insbesondere will die US-Regierung die Aufständischen mit medizinischen Hilfsmitteln und mit Nahrungsmittelrationen unterstützen.
kle/qu (afp, dpa, rtr)