Viele Tote bei Kundgebung in Nordafghanistan
13. Oktober 2018Auf einer Wahlkampfveranstaltung im Norden Afghanistans sind 22 Menschen durch die Explosion einer Bombe getötet worden. Mindestens 33 weitere seien bei dem Anschlag im Bezirk Rostak in der Provinz Tachar verletzt worden, teilten Mitglieder des dortigen Provinzrates mit. Die Bombe war demnach an einem Motorrad angebracht und explodierte kurz vor einer Rede der Parlamentskandidatin Nasifa Jusefibek. Sie blieb unverletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich bisher niemand.
Die radikalislamischen Taliban hatten angekündigt, alles zu tun, um die für den 20. Oktober angesetzte Parlamentswahl zu sabotieren. Sie bezeichneten die Abstimmung als "böswillige amerikanische Verschwörung" und kündigten Angriffe auf Stimmlokale und Teilnehmer an.
Es war der dritte Anschlag auf eine Wahlkampfveranstaltung in den zurückliegenden Tagen. Am Dienstag starben bei einem Selbstmordanschlag in der Provinz Helmand im Süden Afghanistans mindestens acht Menschen. Sechs Tage zuvor hatte sich in der östlichen Provinz Nangarhar ein Selbstmordattentäter der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Büro eines Kandidaten in die Luft gesprengt, mindestens 18 Menschen wurden getötet.
Parlamentswahl mit dreijähriger Verspätung
Die Wahl der neuen afghanischen Volksvertretung wird mit mehr als dreijähriger Verspätung stattfinden. Vor allem der Beginn der Wählerregistrierung war von Gewalt überschattet, im ersten Monat wurden mindestens 68 Zivilisten getötet.
Unterdessen wurde bekannt, dass sich der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan Zalmay Khalilzad am Freitag mit Taliban-Vertretern in Katar getroffen hat. Ein entsprechender Bericht des "Wall Street Journal" wurde von den Taliban bestätigt. Laut dem Artikel war es das zweite direkte Treffen in vier Monaten. Ein Taliban-Vertreter ergänzte, bei dem Gespräch in der Hauptstadt Doha sei es um ein "friedliches Ende der Invasion in Afghanistan" gegangen. Beide Seiten seien sich einig gewesen, die Treffen fortzusetzen. Khalilzad versucht, die Islamisten an den Verhandlungstisch zu bringen. Der in Afghanistan geborene Diplomat war im vergangenen Monat zum US-Sondergesandten ernannt worden.
Noch kein Wort aus Washington
Das US-Außenministerium äußerte sich nicht zu dem Treffen oder seinen Inhalten. Auf Khalilzads Reise stünden eine Reihe von Gesprächen mit dem Ziel auf der Tagesordnung, den Weg zu einer Lösung des Konflikts in Afghanistan zu finden, sagte ein Ministeriumssprecher, der nicht genannt werden wollte. Bereits im Juli waren Taliban-Vertreter mit einer Abteilungsleiterin im US-Außenministerium zusammengekommen. Die Delegation hatte damals einem Insider zufolge darauf bestanden, dass niemand von der Kabuler Regierung an den Gesprächen teilnimmt.
Die Hoffnungen auf eine Beilegung des Afghanistan-Konflikts durch Friedensgespräche hatten sich zuletzt wieder eingetrübt. Nachdem ein Waffenstillstand im Juni gehalten hatte, scheiterte im August die geplante Vereinbarung einer neuen Feuerpause. Die Taliban hatten von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 weite Teile Afghanistans kontrolliert. Seit dem Ende der NATO-Kampfmission Ende 2014 greifen sie verstärkt an.
sti/qu (afp, dpa, rtr)