Vier Golden Globes für eine schwule Cowboyliebe
17. Januar 2006Mit dem Gewinn von vier Golden Globes ist der Western "Brokeback Mountain" über eine schwule Cowboyliebe nun Favorit für die diesjährigen Oscars. Hollywoods Auslandspresse kürte den unkonventionellen Film über zwei Männer, die auch nach der Gründung ihrer Familien nicht voneinander lassen können, in der Nacht zum Dienstag (17.1.2006) zum besten Filmdrama. Regisseur Ang Lee, die beiden Drehbuchautoren und der Originalsong errangen ebenfalls Golden Globes.
Der Film setzte sich unter anderem gegen George Clooneys "Good Night, and Good Luck" über die Kommunistenverfolgung im Amerika der 1950er Jahre und gegen den Woody-Allen-Film "Match Point" durch. Der Film wird zurzeit mit Preisen überhäuft, unter anderem gewann er den "Goldenen Löwen" von Venedig. Doch Kirchen und konservative Gruppen in den USA haben ihn scharf kritisiert und dem Regisseur vorgeworfen, "mit raffinierten Mitteln" einen homosexuellen Lebensstil zu propagieren.
Minderheiten und brisante Themen
In der mit drei Golden Globes ausgezeichneten Kinobiographie des Sängers Johnny Cash (1932-2003) mit dem Titel "Walk the Line" hat der nun gekürte Oscar-Favorit allerdings einen Ernst zu nehmenden Rivalen im Rennen um die begehrteste Filmtrophäe der Welt. "Walk the Line" gewann in der Kategorie Musical/Komödie, wenngleich der Film weder das eine noch gar das andere ist. Golden Globes bekamen beide Hauptdarsteller Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon, die das Ehepaar Johnny Cash und June Carter verkörpern. "Dieser Film ist wirklich wichtig für mich", sagte die 29-jährige Witherspoon aus dem südlichen Bundesstaat Tennessee. "Er handelt davon, wo ich aufgewachsen bin, und er handelt von der Musik, mit der ich aufgewachsen bin." Neben Witherspoon waren in der Kategorie ihre Kolleginnen Judi Dench, Keira Knightley, Laura Linney und Sarah Jessica Parker nominiert gewesen.
Auch in anderen Filmen, die mit Golden Globes prämiert wurden, geht es um Minderheiten oder brisante politische Themen. Die Trophäe für den besten Hauptdarsteller gewann Philip Seymour Hoffman für seine Verkörperung von Truman Capote. Hoffman brilliert in dem faszinierenden Film "Capote" um die Begegnung zwischen einem schwulen Schriftsteller und einem brutalen Killer mit einer außergewöhnlichen Leistung, die ihn auch zum ersten Anwärter für den Oscar der besten männlichen Hauptrolle macht. Die noch weitgehend unbekannte Felicity Huffman ("Desperate Housewives") wurde ausgezeichnet für die Darstellung eines transsexuellen Manns in "Transamerica". In ihrer Rede würdigte die 43-Jährige alle Männer und Frauen, die einem Leben am Rande der Gesellschaft trotzten, "um die zu werden, die sie wirklich sind". Weitere Darstellerpreise gingen an Rachel Weisz ("Der ewige Gärtner") und George Clooney ("Syriana").
"Paradise now" bester ausländischer Film
Der britische Schauspieler Anthony Hopkins bekam für sein Lebenswerk einen Golden Globe. In der Fernsehsparte ging der Preis für die beste TV-Serie an "Desperate Housewives". Geena Davis wurde für ihre Darstellung der US-Präsidentin in "Commander in Chief" ausgezeichnet.
Als bester ausländischer Film mit einem Golden Globe bedacht wurde die palästinensische Selbstmordattentäter-Tragödie "Paradise Now", die schon auf der letztjährigen Berlinale für Aufsehen sorgte. Mit Spannung sieht die Filmbranche nun den Oscar-Nominierungen am 31. Januar und der Oscar-Verleihung am 5. März entgegen. Sollte "Brokeback Mountain" dabei seinen Triumphzug fortsetzen, wäre es das erste Mal, dass ein Film mit dem Hauptthema Homosexualität die Oscars dominiert. Ob sich allerdings die eher konservativen Mitglieder der US-Filmakademie dem Thema schwuler Beziehungen auch so positiv nähern werden wie die ausländischen Hollywood-Journalisten, bleibt allerdings abzuwarten. (stu)