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Vier Tote für einen "Weißen Elefanten"

Roberto Crescenti / Jan D. Walter22. Mai 2014

Manaus liegt 2000 Flugkilometer von der nächsten WM-Stadt entfernt, in einer eigenen Klimazone, die für Höchstleistungen nicht geschaffen ist. Und einen guten Fußballverein gibt es hier auch nicht.

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Manaus Brasilien vom anderen Ufer des Rio Negro aus fotografiert(Foto: cc-by-Dave)
Bild: cc-by-Dave

Man bedauere den Unfall, habe aber keine Sicherheitsauflagen verletzt, teilte die Baufirma Andrade Gutierrez am 19. März 2013 mit. Tags zuvor war ein Arbeiter auf der Baustelle der Arena Amazônas tödlich verunglückt. Es war der erste von insgesamt vier Todesfällen auf der Baustelle: Drei Arbeiter kamen durch Unfälle zu Tode, einer erlag einem Herzinfarkt.

Zeitdruck erhöht Risiko

Wie fast alle Projekte zur Weltmeisterschaft in Brasilien hinkten auch die Arbeiten an der Arena da Amazônia dem Zeitplan hinterher. Entsprechend seien die Arbeiter offenbar zur Eile angetrieben worden, und das erhöhe das Unfallrisiko, meint Leonardo Sakamoto von der Nicht-Regierungsorganisation Repórter Brasil: "Je höher der Zeitdruck, desto größer ist der Stress, dem die Arbeiter ausgeliefert sind."

Fragliche Nachnutzung

In die Kritik geriet das Projekt allerdings schon lange vor den tragischen Unfällen: Manaus verfügt nur über einen unterklassigen Fußballverein, der wohl kaum in der Lage sein wird, ein Stadion, das für 40.000 Zuschauer ausgelegt ist, zu füllen. Vieles spricht dafür, dass die Arena als so genannter Weißer Elefant enden wird - in der Entwicklungspolitik das Synonym für teure Großprojekte ohne jeglichen Nutzen.

"Die Diskussion um die Nachnutzung bedeutete auch für uns eine große Verantwortung", sagt Burkhard Pick, einer der Architekten vom Hamburger Büro GMP, die das Stadion gemeinsam mit den Stuttgarter Bauingenieuren von sbp entworfen haben. Auf der anderen Seite, meint Pick, müsse eine Stadt eben auch in Sehenswürdigkeiten investieren.

Baustelle des WM-Stadions in Manaus (Foto: Getty Images)
Beim Bau der Arena da Amazônia starben vier ArbeiterBild: Getty Images

Um zumindest das Stadion selbst nachhaltig zu gestalten, haben die Erbauer von Anfang an auf Energieeffizienz geachtet, heißt bei gmp: Angefangen bei der Standortwahl über die den Primärenergiegehalt der einzelnen Materialien bis hin zum Abfallmanagement seien ökologische Aspekte berücksichtigt worden. So wird beispielsweise Regenwasser aufgefangen, um im Stadion Toiletten und Rasen zu wässern. Öffnungen in der Fassade fördern die Luftzirkulation und regulieren so die tropischen Temperaturen in der Arena.

Ob Manaus und die Arena da Amazônia aber tatsächlich ein Ziel für Ökotouristen werden, muss sich erst noch herausstellen. Immerhin steht mit England - Italien ein echter Fußballklassiker auf dem Spielplan.