Präsident Erdogan bringt Bodenoffensive ins Spiel
21. November 2022Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zieht offenbar nach Luftangriffen auf kurdische Stellungen in Syrien und Irak inzwischen auch eine Bodenoffensive in Betracht. Es stehe außer Frage, dass man sich nicht auf Lufteinsätze beschränke, sagte Erdogan nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Konkreter wurde er nicht.
Die Regierung der Türkei sieht die syrische Kurdenmiliz YPG und die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK als Drahtzieher des Anschlags an, bei dem auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal am Sonntag vor einer Woche sechs Menschen getötet wurden. Beide Gruppen hatten das zurückgewiesen. Die offizielle türkische Darstellung der Ereignisse wird vielerorts angezweifelt - in Deutschland wie auch in der Türkei.
Innenministerin Faeser in der Türkei
Inmitten der angespannten Situation reiste Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach Ankara. Der zweitägige Besuch war schon seit längerem geplant. Sie will zu Beratungen mit dem türkischen Innenminister Süleyman Soylu zusammenkommen. Soylu, der als Hardliner gilt, hatte nach dem Anschlag mit der Aussage, die USA trügen eine Mitschuld für die Bombenexplosion in Istanbul, für Aufmerksamkeit gesorgt.
Die Bundesinnenministerin plant, nach ihrem Türkei-Aufenthalt zum Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zu reisen. "Sie möchte die deutsche Mannschaft bei der WM unterstützen und daher das Auftaktspiel gegen Japan besuchen", sagte ein Ministeriumssprecher. Hundertprozentig sicher ist die Reise nach Katar zu dem Spiel am Mittwoch aber noch nicht.
Faeser hat demnach betont, dass sie auch "den Dialog mit der katarischen Regierung zu dortigen Reformen insbesondere zur Verbesserung der Menschenrechtssituation fortsetzen möchte". Inwieweit die katarische Führung zu solchen Gesprächen während der Weltmeisterschaft bereit ist, blieb offen. Katar richtet als erstes arabisches Land eine Fußball-WM aus. Das Emirat steht seit Jahren wegen seines Umgangs mit ausländischen Arbeitskräften, mit Frauen und queeren Menschen in der Kritik.
hf/kle (dpa, afp)