Waffenruhe in der Ostukraine hält
8. September 2015Der ukrainische Verteidigungsminister Stepan Poltorak sprach in Kiew von täglich zwei bis vier Angriffen der prorussischen Separatisten in der Ostukraine auf die Regierungstruppen. "Das ist die geringste Zahl an Artilleriebeschuss in den vergangenen anderthalb Jahren", sagte Poltorak. Die ukrainische Militärführung berichtete von mindestens einem getöteten Soldaten in der Separatistenregion Luhansk. Die Aufständischen ihrerseits warfen der Armee gelegentliche Verstöße gegen die Feuerpause vor.
Moskau begrüßt Entspannung
Russland begrüßte die Entspannung im Kriegsgebiet Donbass. Seit Beginn der Waffenruhe am 1. September habe sich die Lage deutlich stabilisiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Darüber hinaus gebe es aber kaum Fortschritte. Bei den Gesprächen über Kommunalwahlen etwa träten die Konfliktparteien weiter auf der Stelle, erklärte Peskow.
In der weißrussischen Hauptstadt Minsk beriet die Ukraine-Kontaktgruppe unter anderem über einen weiteren Abzug schwerer Waffen von der Front. In dem Gremium treffen sich Vertreter der Ukraine, Russlands, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und der Separatisten.
Fast 8000 Tote seit April 2014
Nach UN-Angaben sind seit Beginn des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine im April 2014 fast 8000 Menschen getötet worden. Beinahe 18.000 Menschen hätten Verletzungen erlitten, heißt es in einem neuen Ukraine-Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Genf (UNHRC). Erfasst wurden alle Opfer unter den ukrainischen Streitkräften, der Zivilbevölkerung und den prorussischen separatistischen Kampfgruppen.
Beide Seiten in der Kritik
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, warf beiden Konfliktparteien vor, immer weniger Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen und auch normale Wohngebiete zu beschießen. Ungeachtet eines im Februar vereinbarten Rückzugs schwerer Waffen seien bis mindestens Mitte August auf beiden Seiten Panzer, Raketen, Kanonen, Mörser und Haubitzen eingesetzt worden, kritisiert der Bericht.
Zudem habe sich die humanitäre Lage in den Konfliktgebieten verschlechtert, seit die ukrainische Regierung Lieferungen auch von Nahrungsmitteln und Medizin untersagt habe. Den Behörden auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim wirft das UNHRC die Verfolgung von Oppositionellen und ethnischen Minderheiten vor.
wl/uh (dpa, epd)