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Was Deutsche über Freundschaft denken

Alexandra Mölleken
30. Juli 2018

Was macht gute Freunde aus und wie viele von ihnen haben die Deutschen? Zum "Internationalen Tag der Freundschaft" werfen wir einen Blick auf die Deutschen und ihre Liebsten.

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Zwei Frauen halten Händchen.
Bild: Imago/Westend61

"Freunde sind die Familie, die wir uns selber aussuchen!" Der britische Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller Peter Ustinov bringt das Thema Freundschaft auf den Punkt, denn schon in der frühsten Kindheit suchen sich die Menschen Gleichgesinnte außerhalb ihres familiären Umfelds und bauen enge Beziehungen auf.

Im Kindergarten knüpfen wir die ersten Freundschaften, weitere folgen in der Schule, der Ausbildung oder im Studium. Und auch im fortgeschrittenen Lebensalter hören die Menschen nicht auf, Freundschaften zu schließen - die einem irgendwann so nahe stehen können wie Verwandte. Diese Beziehungen, die freiwillig zustande kommen und nicht durch Blutsverwandtschaft vorbestimmt sind, können oft sogar enger sein als die zur Familie.

Um dieses bedeutsame Band zwischen Menschen zu würdigen, hat der Paraguayer Dr. Artemio Bracho 1958 einen "Tag der Freundschaft" ins Leben gerufen. Aber unabhängig davon feierten damals weltweit auch schon andere Nationen den "Tag der Freundschaft" - jedoch an unterschiedlichen Tagen. 2011 schließlich erklärte die UN den 30. Juli zum "International Day of Friendship".

Beste Freunde, enge Vertraute und flüchtige Bekannte

Das britische Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov sowie das deutsche Pendant Sinus-Institut haben in einer Studie das Freundschaftsverhalten der Deutschen untersucht. In einem Online-Interview befragten die Forscher über einen Zeitraum von einem Monat deutschlandweit 2045 Personen zwischen 18 und 69 Jahren.

Dabei fanden sie heraus, dass die Deutschen im Durchschnitt 3,7 enge Freunde haben und elf weitere Personen zu ihrem erweiterten Freundeskreis zählen. Der komplette Bekanntenkreis bestehe durchschnittlich aus 42,5 Personen. Über die Hälfte der Befragten (66 Prozent) nannte eine konkrete Person als beste Freundin oder besten Freund, der Rest könne sich nicht auf nur eine Person festlegen, sondern pflege mehrere enge Freundschaften gleichzeitig.

Bei der Frage, wo sie die meisten ihre Freunde kennenlernen, gilt der Arbeitsplatz als absoluter Spitzenreiter: Fast die Hälfte (45 Prozent) knüpft hier freundschaftliche Kontakte. Danach folgen Schule, Ausbildungsplatz und Studium mit jeweils 22 Prozent sowie Hobbies mit 21 Prozent.

Ehrlichkeit, Offenheit und Fürsorge 

Im Fokus der Studie standen neben den konkreten Zahlen auch die Eigenschaften von Freunden, die für eine echte Freundschaft fundamental sind: Maßgeblich für fast jeden sind Ehrlichkeit, dass man "über alles reden kann" und gegenseitige Fürsorge. All diese Eigenschaften wurden von jeweils 70 Prozent aller Befragten ausgewählt. Aber auch das Anvertrauen von Geheimnissen, die andere Person gut zu kennen, ständige Verfügbarkeit, gemeinsame Erlebnisse, regelmäßiger Kontakt und gemeinsame Werte und Überzeugungen waren Kriterien, denen im Rahmen der Befragung große Bedeutung zugeschrieben wurden.

Manfred Tautscher, Geschäftsführer des SINUS-Instituts, sagt jedoch, dass die Definition von Freundschaft abhängig von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sei: Die sogenannte "junge Mitte" bevorzugt demnach eher traditionelle Werte- und Schicksalsgemeinschaften. Die von Tautscher als "digitale Elite" bezeichnete Gruppe denkt bei Freundschaften eher an Erlebnisgemeinschaften, die sich durch gemeinsame und spannende Erlebnisse bilden. Diese fänden auch im virtuellen Leben statt und seien häufig nur von kurzer Dauer, so Tautscher.

Wie auch immer Statistiker Freundschaften analysieren: Wichtig ist, dass sie im wahren Leben Bestand haben. Auf die Freundschaft!