Wawrinka gelingt die Sensation
26. Januar 2014Diesen Gefallen hat Stanislav Wawrinka seiner kleinen Tochter nicht getan: Sie drängte ihren Vater, doch mal zu verlieren bei den Australian Open, damit er endlich nach Hause komme. Aber Wawrinka gewann und gewann. Sogar das Endspiel gegen den scheinbar unbezwingbaren Rafael Nadal. "Ich weiß nicht, ob ich wach bin oder träume", beschrieb ein sichtlich bewegter Wawrinka seine Gefühle bei der Siegerehrung in Melbourne.
Zuvor hatte sich der Schweizer in vier Sätzen mit 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 gegen den Weltranglistenersten aus Spanien durchgesetzt. Freilich kam ihm dabei der Umstand zugute, dass Nadal früh im Match durch eine Rückenverletzung gehandicapt war. Im zweiten Satz sah es sogar so aus, als ob der Favorit aufgeben müsse, aber dann fingen offenbar die Schmerzmittel an zu wirken, und Nadal holte sich immerhin den dritten Satz. Eine Wende schien möglich, besonders, weil Wawrinka durch die Behandlungspause etwas den Faden verlor.
Aber im vierten Durchgang fing sich Wawrinka, Nadal konnte nicht mehr zulegen, und so sicherte sich der Schweizer im achten Anlauf zum ersten Mal den Titel bei den Australian Open, zugleich seinen ersten Grand-Slam-Triumph überhaupt. Nadal verpasste seinen insgesamt 14. Sieg bei einem der vier großen Turniere und damit die Möglichkeit, mit dem Amerikaner Pete Sampras gleichzuziehen. Mehr Grand-Slam-Titel hat nur der Schweizer Roger Federer (17) gewonnen, den Nadal im Halbfinale bezwungen hatte. Bei der Siegerehrung würdigte Nadal fair den Erfolg seines Freundes und Trainingspartners: "Du hast es wirklich verdient", und verdrückte dabei sichtlich ein Tränchen.
Wawrinka erwiderte: "Rafa, es tut mir leid für dich. Ich hoffe, deinem Rücken geht es bald besser. Du bist ein guter Freund und ein unglaublicher Champion." Wawrinka, der zuvor in zwölf Spielen keinen einzigen Satz gegen Nadal gewonnen hatte, kassierte für seinen Sieg 2,65 Millionen US-Dollar (ca. 1,93 Millionen Euro) und rangiert erstmals in der Weltrangliste vor seinem Landsmann Federer.