Weitere Festnahme nach Attacke in Frankreich
5. April 2020Nach dem tödlichen Messerangriff in der französischen Kleinstadt Romans-sur-Isère konzentrieren sich die Ermittler auf das Netzwerk und das Motiv des mutmaßlichen Täters. Ein 33-Jähriger hatte am Samstag in zwei Geschäften und auf der Straße mit einem Messer auf Passanten eingestochen - zwei wurden getötet, fünf wurden verletzt. Zwei von ihnen schweben weiter in Lebensgefahr, zwei wurden inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen.
Mutmaßlicher Täter aus dem Sudan
Die Sicherheitskräfte sollen den Angreifer widerstandslos festgenommen haben, als er auf dem Bürgersteig kniete und auf Arabisch betete. Bisherigen Erkenntnissen zufolge handelt es sich um einen 1987 geborenen Sudanesen. Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr aus Ermittlerkreisen, dass der Mann im Juni 2017 als Flüchtling anerkannt worden sei. Zudem habe er damals eine zehnjährige Aufenthaltserlaubnis erhalten. Bereits am Samstag nahm die Polizei zwei weitere Männer aus dem Sudan fest: Einen "Bekannten" des mutmaßlichen Täters, sowie - wie am Sonntag bekannt wurde - einen Mitbewohner des Mannes.
Psychiatrische Untersuchung
Die Anti-Terror Staatsanwaltschaft erklärte am Samstag, erste Ermittlungsergebnisse deuteten daraufhin, dass der Angreifer die öffentliche Ordnung "durch Einschüchterung oder Terror " erheblich stören wollte. In seiner Wohnung hätten die Ermittler handschriftliche Dokumente gefunden, in denen sich der Mann darüber beschwere, "in einem Land von Ungläubigen zu leben". Der Polizei war er bislang unbekannt. An diesem Sonntag sollte der mutmaßliche Täter psychiatrisch untersucht werden.
In Frankreich haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder Gewalttaten mit einem islamistisch-terroristischen Hintergrund ereignet. Dabei wurden Hunderte Menschen getötet.
Anschlag in Corona-Zeiten
Im 35.000-Einwohner-Städtchen Romans-sur-Isère südlich von Lyon gelten, wie in ganz Frankreich, zur Zeit massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens wegen der Corona-Pandemie. Frankreich müsse ohnehin schon eine schwere Probe bestehen, erklärte Präsident Emmanuel Macron im Hinblick auf den Angriff. Das westeuropäische Land zählte laut Johns-Hopkins-Universität bislang über 90.000 Infizierte, von denen fast 7600 gestorben und mehr als 15.000 wieder genesen sind.
ehl/as (dpa, afp, JHU)