Kritik an Wolfowitz
13. April 2007
In der Affäre um die fragwürdige Beförderung der Lebensgefährtin von Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz werden erste Rücktrittsforderungen laut. Der Betriebsrat der Institution verlangte seinen Amtsverzicht, weil er "das Vertrauen des Personals in seine Führungsrolle zerstört hat". Wolfowitz Partnerin hatte nach seinem Amtsantritt 2005 einen höher gestellten Posten und eine beträchtliche Gehaltserhöhung erhalten. Dies widerspricht den Regeln der Bank.
Verdacht der Günstlingswirtschaft
Als Wolfowitz 2005 zur Weltbank wechselte, arbeitete dort auch seine Lebensgefährtin Shaha Riza. Sie wurde den Vorschriften gemäß versetzt, da romantische Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Angestellten verboten sind. Vor ihrem Wechsel ins Außenministerium wurde Riza aber eiligst befördert - sie erhielt eine beträchtliche Gehaltserhöhung auf Kosten der Weltbank. Dabei handelte es sich um eine Steigerung ihrer Bezüge um 60.000 Dollar pro Jahr.
Wolfowitz räumte bereits ein, er habe einen Fehler gemacht, weil er sich an den Gehaltsverhandlungen selbst beteiligt habe: "Ich bedauere, nicht mehr getan zu haben, um mich da herauszuhalten." Persönliche Interessen hätten in der Angelegenheit aber keine Rolle gespielt.
Keine Rückendeckung für Wolfowitz
Der Verwaltungsrat der Weltbank hat betont, dass er der Gehaltserhöhung der Lebensgefährtin von Wolfowitz niemals zugestimmt habe. Nach einem eintägigen Krisentreffen veröffentlichten die 24 Direktoren in der Nacht zum Freitag (13.4.) eine Erklärung. Darin wird festgestellt, dass weder das Ethikkomitee noch deren Vorsitzender oder der Verwaltungsrat die Bedingungen der Vereinbarung "kommentiert, geprüft oder abgesegnet" hätten.
Die Affäre gilt als besonders pikant, da Wolfowitz seit seinem Amtsantritt vehement für die Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft in aller Welt eintritt. Aus der Weltbank hieß es die Affäre berge ein "hohes Reputationsrisiko" für die Institution. Die Vorgänge überschatten die Frühjahrstagung von Weltbank und internationalem Währungsfonds an diesem Wochenende.
Forderungen nach rascher Aufklärung
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) forderte eine rasche Aufklärung der Verdächtigungen: "Das Bundesentwicklungsministerium verfolgt die Vorgänge um die ehemalige Weltbankmitarbeiterin Frau Riza mit großer Sorge", sagte die Ministerin dem "Tagesspiegel".
Alles müsste schnell und umfassend aufgeklärt werden. Denn die Standards der Weltbank gegenüber den Entwicklungsländern müssten selbstverständlich auch für die Weltbank selbst gelten, so die Ministerin weiter: "Unser Exekutivdirektor bei der Weltbank hat die Weisung, sich im Exekutivrat der Weltbank um schnellstmögliche und umfassende Aufklärung zu bemühen." (wal)