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Interne Ermittlungen

Christina Bergmann6. Februar 2007

Mit ihrer Anti-Korruptionsabteilung jagt die Weltbank schwarze Schafe in ihren eigenen Entwicklungsprojekten. Mehr als 100 Firmen und Einzelpersonen hat sie in ihrem neuen Bericht auf einer schwarzen Liste aufgeführt.

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Bezeichnet Betrugsbekämpfung als oberstes Ziel: Weltbank-Chef Paul Wolfowitz
Bezeichnet Betrugsbekämpfung als oberstes Ziel: Weltbank-Chef Paul WolfowitzBild: AP

Schmiergelder und Betrug sind für die Weltbank ein ernst zu nehmendes Problem. Denn jeder Dollar Bestechungsgeld mehr ist ein Dollar Überlebenshilfe weniger für die Nutznießer der Weltbankprojekte. Deswegen wurde im Jahr 2001 eine eigene Anti-Korruptionsabteilung gegründet.

Auch Deutsche sind auf schwarzer Liste

Jährlich rund 20 Milliarden Dollar für Entwicklungsprojekte: Weltbank-Hauptquartier in Washington
Jährlich rund 20 Milliarden Dollar für Entwicklungsprojekte: Weltbank-Hauptquartier in WashingtonBild: AP

Zwischen 20 und 30 Ermittler sind täglich damit beschäftigt, den Schwarzen Schafen auf die Spur zu kommen. Dabei gehen sie den verschiedensten Vorwürfen gegen eigene Mitarbeiter nach – aber vor allem prüfen sie Betrugs- und Korruptionsfälle in den Projekten, die mit Hilfe der Weltbank finanziert werden. Hier wurden in den letzten zwei Jahren 441 Fälle untersucht. 58 Firmen und 54 Einzelpersonen wurden aufgrund der Erkenntnisse von Projekten ausgeschlossen. Ende letzten Jahres landete auch eine deutsche Firma auf der schwarzen Liste.

Korruption gebe es zwar überall, sagt David G. Hawkes, einer der Chef-Ermittler. Oft seien die Konstellationen in unterschiedlichen Ländern verschieden. "Die Modelle, die wir in Afrika und Asien, in Lateinamerika sehen, ähneln sich jedoch untereinander."

Unterschiedliche Sensibilitäten

Aufmerksam werden die Weltbank-Ermittler auf einen Korruptions- oder Betrugsverdacht entweder durch eigene Mitarbeiter oder durch Angehörige der Zivilgesellschaften. Laut Hawkes sähen jene in der Weltbank oft die einzige Instanz, die dem Verdacht nachgehen kann. Es sei schwer eine Aussage zu treffen, ob ein Land besonders korrupt sei, meint der Ermittler. In manchen Ländern seien die Mitglieder der Zivilgesellschaften auch einfach besonders aufmerksam.

Im Verdachtsfall recherchieren die Ermittler oft selbst vor Ort, nehmen Experten mit und lassen sich von den Vertragspartnern die Bücher zeigen. Stoßen sie auf Unregelmäßigkeiten, berichten sie der Weltbank, die dann unter Umständen die Firma von diesem und - für einen gewissen Zeitraum – von anderen Projekten ausschließt. Die Regierung des betroffenen Landes wird informiert, je nach Fall wird auch Anzeige erstattet. Manchmal kooperieren die Behörden, manchmal nicht. Die Weltbank versucht, die gewonnenen Erfahrungen zu nutzen und ähnliche Fälle zu verhindern. Dazu werde auch die Bevölkerung vor Ort informiert, um die Projektvergabe transparent zu machen, so Hawkes. Die Leute wüssten, was laufe.

Wenn geschmiert wird, dann von Anfang bis Ende

wurden 300 Unternehmen und Einzelpersonen wegen Korruption von den Auftragslisten der Weltbank gestrichen
Zwischen 1999 und 2004 wurden 300 Unternehmen und Einzelpersonen wegen Korruption von den Auftragslisten der Weltbank gestrichenBild: BilderBox

Korruption gebe es in allen Phasen eines Projektes, erklärt er. Der erste Schritt sei, den Mitarbeitern der Länder, die das Projekt organisieren, Geld, Autos oder Computer zu schenken, um an die Aufträge zu kommen, um zusätzliche Informationen zu erhalten, um die Ausschreibung so zu gestalten, dass kein Konkurrent ein kostengünstigeres Angebot machen kann. Dann werde weiter bestochen, "um den Auftrag zu sichern, dann um die Qualitätssicherung zu passieren", schließlich würden die Inspektoren bestochen, und zuletzt werde geschmiert "um die Rechnungen bezahlt zu bekommen."

Der ehemalige Staatsanwalt hält nichts von der landläufigen Devise, ohne ein bisschen Bestechung geht es nicht: "Wenn Sie einmal die Tür zur Korruption öffnen, wird das Projekt geplündert." Jeder in der Produktionskette werde versuchen, seinen Anteil zu bekommen. Für das Projekt bleibe dann nichts mehr übrig. Das gelte selbst wenn 150 oder sogar 200 Prozent der nötigen Mittel gezahlt würden.

Übeltäter werden den Pranger gestellt

Die Weltbank lässt sich die Anti-Korruptionsermittlungen mehr als zehn Millionen Dollar jährlich kosten. Man ist zuversichtlich, dass sich der Einsatz lohnt und die Firmen selbst ein Interesse haben, der Bestechung nachzugehen. Denn bei Verstößen werden sie nicht nur von den Projekten ausgeschlossen – die Weltbank veröffentlicht ihre Erkenntnisse auch im Internet – und nennt die Namen der überführten Missetäter.