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Weltkriegsgedenken im Schatten des Kriegs in der Ukraine

8. Mai 2023

An vielen Orten in Deutschland wird an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa 1945 erinnert. Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt den 8. Mai zum Anlass, um zur Verteidigung des Rechtsstaats aufzurufen.

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Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs - Berlin
Gedenken in der Neuen Wache: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (l) und Oleksii Makeiev (m), Botschafter der Ukraine in DeutschlandBild: picture alliance/dpa

"Vor 78 Jahren wurden Deutschland und die Welt von der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus befreit", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz auf Twitter. Der Jahrestag mahne, dass der demokratische Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeit sei. "Wir sollten ihn schützen und verteidigen - jeden Tag", betonte er.

Berlins Regierender Bürgermeister, Kai Wegner (CDU), gedachte mit dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, an der Gedenkstätte Neue Wache in Berlin der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Die Neue Wache ist die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. "Niemals wieder darf sich Gewalt gegen die Freiheit durchsetzen", erklärte Wegner nach der Kranzniederlegung. Die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen. Botschafter Makeiev schrieb auf Twitter, Ukrainer hätten auf Seiten der Anti-Hitler-Koalition "einen wesentlichen Beitrag" zum Sieg über den Nationalsozialismus geleistet. Der Deutschen Welle sagte Makeiev, leider habe die Russische Föderation im 21. Jahrhundert den Krieg nach Europa zurückgebracht und wende in der Ukraine so ziemlich die gleichen Methoden an wie Nazi-Deutschland.

"Wir leben heute in Freiheit, weil andere für unsere Freiheit gekämpft haben", erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Dass der 8. Mai für Deutschland und Europa "ein Tag der Befreiung war, ist auch 78 Jahre später unser unermessliches Glück".

Kulturstaatsministerin Roth würdigt den 8. Mai als international wichtiges Zeichen

In einer Mitteilung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth heißt es: "Der 8. Mai steht für das tagtägliche Eintreten für Frieden, Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung in einem gemeinsamen, geeinten Europa." Das Datum stehe auch für das Ende des Menschheitsverbrechens des Holocausts, für das Deutschland bis heute in der Verantwortung stehe. Roth erinnerte zugleich an den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Menschen verlieren deshalb ihr Leben, ihre Lieben, ihr Zuhause, und Putins Russland versucht, ihnen ihre gesamte eigenständige Kultur zu nehmen. Für die Propaganda zu diesem verbrecherischen Angriffskrieg missbraucht Putin auch die Erinnerung an den 8. Mai in übelster Form." Dem müsse deutlich entgegengetreten werden, betonte die Grünen-Politikerin.

Deutschland - Claudia Roth
Claudia Roth: "8. Mai steht für Eintreten für Frieden und Freiheit in Europa"Bild: Bodo Schackow/dpa/picture alliance

Veranstaltungen und Demonstrationen zum Weltkriegsgedenken gibt es an vielen Orten in Deutschland. Allein in Berlin wurden mehrere Kundgebungen an den sowjetischen Ehrenmalen und am Brandenburger Tor angemeldet. Die Polizei befürchtet Spannungen wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und ist mit mehr als 1500 Beamten im Einsatz. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigte das Verbot russischer Fahnen und Symbole beim Weltkriegsgedenken in der Hauptstadt. Solche Symbole könnten als Sympathiebekundung für die Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine verstanden werden, hieß es vom OVG. Das Gedenken an den Berliner sowjetischen Ehrenmalen verlief bislang ruhig. 

Keine ukrainische Kranzniederlegung am Sowjetischen Ehrenmal

Vertreter der Ukraine, die im Jahr 1945 Teil der Sowjetunion war, legen in diesem Jahr am 8. Mai keine Kränze zur Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs an sowjetischen Gedenkstätten nieder. Auf der Internetseite der ukrainischen Botschaft in Berlin heißt es: "Die Russische Föderation hat sich durch Propaganda den Sieg über den Nationalsozialismus angeeignet und manipuliert ihn bis heute. Wir betonen, dass kein Land eine exklusive Rolle beim Sieg über den Nationalsozialismus beanspruchen kann." Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach zuletzt von acht Millionen ukrainischen Toten in den Kriegsjahren 1939 bis 1945.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos gegenüber den Alliierten Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich. Weil die nächtliche Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde nach Moskauer Zeit auf den 9. Mai fiel, wird der "Tag des Sieges" in Russland traditionell an diesem Tag begangen.

qu/uh (dpa, afp)