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Weltkulturerbe am Mittelrhein in Gefahr

6. August 2015

Das romantische Obere Mittelrheintal in Deutschland besitzt seit 2002 den begehrten Status des UNESCO-Weltkulturerbes. Politiker wollen dort jetzt 40 Windräder bauen. Die UNESCO droht nun, dem Tal den Titel abzuerkennen.

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Die Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub im Rhein (Foto: picture-alliance/dpa/Frank Kleefeldt)
Bild: picture-alliance/dpa/Frank Kleefeldt

Der Maler William Turner malte hier, weltberühmte Schriftsteller wie Victor Hugo und Clemens Brentano verfassten hier gefühlvolle Texte. Der Dichter Heinrich Heine beschrieb in seinen Versen, wie die hübsche Loreley, von dem berühmten gleichnamigen Felsen aus, die Schiffer auf dem Rhein ins Verderben sang. Das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz ist mit seinen Burgen, Schlössern und Weinbergen ein wahrer Kultur-Ballungsraum. 2002 wurde die Region von der UNESCO mit dem begehrten Titel "Weltkulturerbe" geadelt.

Der berühmte Loreleyfelsen im Oberen Mittelrheintal (Foto: DW)
Seit Jahrhunderten bewundert: der berühmte Loreleyfelsen bei Sankt GoarshausenBild: DW

Jetzt gefährden Pläne der dortigen Lokalpolitiker, am Rande des Welterbe-Gebietes 40 Windräder aufzustellen, diesen Status. Die Deutsche UNESCO-Kommission droht aktuell, dem Oberen Mittelrheintal wegen dieser geplanten Windkraftanlagen den Welterbestatus zu entziehen. Die deutsche Sektion in Bonn hat der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer bereits mögliche Konsequenzen angekündigt, wie die Staatskanzlei am Donnerstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes bestätigt.

Es reiche nicht aus, in der Kernzone des Welterbes auf solche Windräder zu verzichten, heißt es in einem Schreiben des Generalsekretärs der Bonner Unesco-Kommission, Roland Bernecker. Sie dürften auch den Blick auf das Mittelrheintal nicht gefährden, heißt es in der Stellungsnahme. Die Opposition im Landtag und die lokale Tourismus-Branche protestieren gegen die Baupläne.

Auch dem UNESCO- Welterbe Kölner Dom drohte eine Aberkennung des Titels

Die Aberkennung des Status' drohte bereits anderen Welterbestätten: dem Kölner Dom zum Beispiel. Die Stadt Köln wollte in der Blickachse auf das weltberühmte Bauwerk ein Hochhaus errichten. Das Gebäude wurde schließlich niedriger als geplant gebaut, der Dom ist weiterhin UNESCO-Weltkulturerbe und zieht jedes Jahr mehrere Hundertausend Touristen an.

Preisgekrönter Entwurf der geplanten Rheinbrücke im Mittelrheintal (Foto: picture-alliance/dpa / photomontage Archimation for Heneghan Peng Architects pixel)
Ein Entwurf der Brücke, die im Mittelrheintal gebaut werden sollteBild: picture-alliance/dpa

Für eine geplante Brücke (Foto) im Oberen Mittelrheintal - allerdings außerhalb der Sichtweite des Loreleyfelsens - gab die UNESCO-Kommission 2010 grünes Licht: Die Brücke durfte gebaut werden. Doch die Politik entschied sich letzten Endes dagegen.

hm/ld (epd)