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Unter vier Millionen

30. November 2006

Erstmals seit vier Jahren gibt es in Deutschland wieder weniger als vier Millionen Arbeitslose. Politiker und Experten zeigten sich überrascht.

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Statistik der Arbeitslosenzahlen
Im Februar lag die Zahl der Arbeitslosen noch bei 5 MillionenBild: DW-TV

Nach einem überraschend starken Rückgang im November liegt die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals seit Oktober 2002 wieder unter der Marke von vier Millionen. Im Monatsvergleich sank die Zahl der Jobsucher um 89.000 auf 3.995.000, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag (30.11.2006) in Nürnberg. Das waren 536.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im November um 0,2 Punkte auf 9,6 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 10,9 Prozent gelegen.

Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sagte, dank der stabilen Konjunktur und des milden Wetters habe sich die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt bis in den November hinein fortgesetzt. Daher sei die Arbeitslosigkeit entgegen dem üblichen Trend auch im November weiter gesunken. Auch die verbesserte Betreuung der Langzeitarbeitslosen in den Jobcentern wirke sich zunehmend aus, sagte Weise.

Die Anhebung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel wird nach Einschätzung der BA kaum auf den Arbeitsmarkt auswirken. "Die Steuererhöhung könnte eine kleine Delle im Wirtschaftswachstum bewirken, es ist aber nicht erkennbar, dass dies zu Lasten des Arbeitsmarktes geht", sagte Weise am Donnerstag in Nürnberg. Die Auswirkungen seien allenfalls langfristig spürbar. Für 2007 erwartet Weise eine durchschnittliche Arbeitslosigkeit von 4,3 Millionen nach 4,5 Millionen im laufenden Jahr.

"Eine kleine Großstadt"

Arbeitsminister Franz Müntefering sieht das Sinken der Arbeitslosenzahl unter vier Millionen auch als Erfolg der Politik der Bundesregierung. So sei die Bundesagentur für Arbeit Dank der Reformen zunehmend leistungsfähig, und die Arbeitsvermittlung vor Ort sei immer besser in der Lage, die Probleme zu lösen, sagte der SPD-Politiker im Bundestag. Die Entwicklung im Oktober und November sei für die Jahreszeit völlig ungewöhnlich. "Wir freuen uns darüber", sagte Müntefering. Heute seien 550.000 Menschen mehr in Arbeit als vor einem Jahr. "Das ist eine kleine Großstadt in Deutschland." Die "hoffnungsvollste Entwicklung" sei dabei, dass bei der jüngsten Senkung der Arbeitslosenzahl um 90.000 im vergangenen Monat 60.000 Betroffene aus dem Arbeitslosengeld II - also aus der Langzeitarbeitslosigkeit - kämen.

Für kommendes Jahr versprach Müntefering eine weitere Senkung der Arbeitslosigkeit. Nach einem Wachstum von drei Prozent im letzten Quartal sei auch für 2007 ein "relativ hohes Wachstum" zu erwarten, sagte der Minister.

Experten sind optimistisch

"Das Schlimmste am Arbeitsmarkt liegt wirklich hinter uns", sagte Ulrike Kastens vom Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim. Positiv sei, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steige: "Es deutet alles darauf hin, dass die Unternehmen erst angefangen haben, Arbeitsplätze zu schaffen und dass dieser Trend in den nächsten Monaten anhalten wird."

Wolfgang Leim von der Dresdner Bank sagte, der überraschend starke Rückgang zeige die konjunkturelle Stärke, "die immer mehr auf den Arbeitsmarkt durchschlägt". Andreas Rees von Unicredit sagte: "Der deutsche Arbeitsmarkt läuft auf Hochtouren." (kas)