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Weniger Benachteiligung, mehr Ausbildung

Michael Knigge / gb15. August 2014

Der tragische Tod von Michael Brown ist nur das jüngste Beispiel dafür, dass die USA noch weit entfernt sind von einer post-rassistischen Gesellschaft. Zwei Schritte sind unerlässlich, meint DW-Redakteur Michael Knigge.

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USA Tod eines schwarzen Jugendlichen Protest in Ferguson 12.08.2014 C: Reuters
Bild: Reuters

Nach den tödlichen Schüssen auf den Jugendlichen Trayvon Martin in Florida im Februar 2012 und dem späteren Freispruch für den Todesschützen hatte sich Barack Obama mit bewegenden Worten an die Bürger gewandt. Er sagte, noch habe Amerika den Rassismus nicht überwunden, aber der Blick auf die junge Generation zeige ihm, die Zukunft sehe besser aus. "Wenn ich mit meinen Töchtern Malia und Sasha spreche und ihren Freunden zuhöre und sehe, wie sie miteinander umgehen, dann denke ich, sie machen das besser als wir. Und das konnte ich in jedem Gemeinwesen dieses Landes erfahren, das ich besucht habe."

In den vergangenen Jahren sind enorme Fortschritte in bezug auf die Rassengleichheit gemacht worden. Fünfzig Jahre nach Inkrafttreten des Bürgerrechtsgesetzes (Civil Rights Act) besuchen mehr Afro-Amerikaner höhere Schulen und Universitäten, leben weniger in Armut, besitzen mehr von ihnen ein eigenes Haus als 1964. Als deutliches Zeichen politischer Teilnahme kann man die Tatsache verstehen, dass bei den letzten Präsidentschaftswahlen die Wahlbeteiligung der Afro-Amerikaner zum ersten Mal höher war als die der weißen Wählerschaft.

Zwei Seiten einer Medaille

Deutsche Welle Michael Knigge C: DW
DW-Redakteur Michael Knigge: Die US-Polizeibehörden müssen mehr Afro-Amerikaner einstellenBild: DW/P. Henriksen

Sicher, diese hoffnungsvollen Statistiken sind nur die eine Seite der Medaille. Andere Erhebungen zeigen, dass wirkliche Gleichheit eher Wunschziel als Realität ist. Nach wie vor gibt es bei Einkommen und Arbeitslosenquoten ein starkes Gefälle zwischen Afro-Amerikanern und Weißen, und ein überproportional hoher Anteil der Afro-Amerikaner lebt in Armut.

Besonders für afro-amerikanische Männer ist Gleichheit nicht mehr als ein Versprechen. Nach einer Studie des Forschungsinstitutes PEW in Washington aus dem Jahr 2013 ist die Zahl der in US-Gefängnissen inhaftierten Afro-Amerikaner heute höher als 1963. Männliche Afro-Amerikaner werden sechmal häufiger zu Gefängnisstrafen verurteilt als weiße.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, würde einer von drei im Jahre 2001 geborenen Afro-Amerikanern einmal in seinem Leben im Gefängnis landen. Bei den Weißen wäre es nur einer von 17. Und auch wenn exakte Studien fehlen, so legen doch mehrere Untersuchungen nahe, dass männliche Afro-Amerikaner weitaus öfter von der Polizei angehalten werden und häufiger Opfer von Polizeigewalt sind als weiße Männer.

Kein Einzelfall

Allein in diesem Monat sind laut dem Magazin "Mother Jones" vier unbewaffnete Afro-Amerikaner in den USA erschossen worden - die genauen Umstände sind ungeklärt. Die Fälle finden sich überall in den USA, von New York über Ohio bis Kalifornien. Das bedeutet nicht, dass hier jedesmal Unrecht begangen wurde, aber es legt doch nahe, dass die US-Strafvervolgungsbehörden teilweise vorschnell handeln und von rassistischen Vorurteilen beeinflusst sind.

Zu behaupten, hier gebe es schnelle Lösungen für tiefsitzende Probleme wie Rassismus und Ungleichheit, wäre unaufrichtig. Ebensowenig gibt es einfache Antworten auf die Frage, wie die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern sind, unter denen viele Afro-Amerikaner leiden.

Dennoch, eine Sache kann und muss schnell geändert werden: die Besetzung der US-Polizeibehörden, die ein Abbild der noch existierenden Rassen-Ungleichheit sind. Ferguson, die Stadt in Missouri, in der Michael Brown vor einer Woche erschossen wurde, hat mit 67 Prozent eine mehrheitlich afro-amerikanische Bevölkerung. Unter den Polizisten aber finden sich 53 Weiße und nur drei Beamte anderer Hautfarbe. Berichten zufolge gibt es in der Stadt schon lange Spannungen durch rassistische Konflikte.

Ferguson ist keine Ausnahme

Fälle wie Ferguson gibt es viele. Laut der Zeitung "New Republic" hat eine Untersuchung des Justizministerium ergeben, dass in Städten wie Ferguson mit 21.000 Einwohnern rund 88 Prozent der Polizeibeamten weiß sind. Der landesweite Durchschnitt weißer Beamter in lokalen Polizeidienststellen liegt demnach bei 75 Prozent. Das ist schlicht nicht tragbar und muss geändert werden.

Die andere längerfristige Maßnahme besteht darin, die Bildungsausgaben für junge männliche Afro-Amerikaner deutlich zu erhöhen. Nur mit verbesserter Bildung können die Jungen dem Schicksal entgehen, das ihnen die Statistik voraussagt.

Beide Maßnahmen - mehr Gleichbehandlung und verbesserte Bildungschancen - können nicht garantieren, dass Fälle wie der von Michael Brown sich nicht wiederholen, aber sie können zumindest die Chancen verbessern, dass so etwas nicht immer wieder passiert.