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Weniger Organspenden

17. Oktober 2012

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist weiter rückläufig. Nach den jüngsten Skandalen um manipulierte Wartelisten wollen immer weniger Menschen Organe spenden. Für Wartende eine möglicherweise tödliche Entwicklung.

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Kühlbox für Spenderorgane (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Von Januar bis September dieses Jahres haben in Deutschland 829 Menschen Organe gespendet. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) waren das 71 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Rückgang von fast acht Prozent setzt einen Trend fort: 2007 waren in den ersten neun Monaten des Jahres fast 1000 Organspender verzeichnet worden.

"Das Vertrauen ist massiv erschüttert!"

Organspendeausweis (Foto: ddp)
Immer weniger Deutsche wollen Organspender seinBild: dapd

Für die sinkende Zahl von Organspendern machen Experten vor allem die Skandale um manipulierte Wartelisten verantwortlich. Ein Mediziner hatte an den Universitätskliniken Göttingen und Regensburg medizinische Daten von Patienten gefälscht, damit diese schneller Spenderorgane erhalten konnten. "Die schwerwiegenden Vorwürfe der Datenmanipulation erschüttern das Vertrauen massiv", sagte der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organspende, Professor Günter Kirste, in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es gebe zwar immer wieder Schwankungen bei den Zahlen der Organspender, doch die Verunsicherung der Menschen müsse ernst genommen werden. Er forderte eine lückenlose Aufklärung der Verdachtsfälle in den Transplantationszentren sowie vorbeugende Maßnahmen, um Missbrauch künftig zu verhindern.

Günter Kirste, Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (Foto: dpa)
"Leidtragende sind die Patienten". Günter Kirste, Deutsche Stiftung OrgantransplantationBild: picture-alliance/dpa

Lebensgefährlicher Imageverlust

In Deutschland warten rund 12.000 Patienten auf Spenderorgane, zwei Drittel davon auf eine Niere. Der Skandal um den mittlerweile vom Dienst suspendierten Arzt, der gegen Geld Patienten bei der Vergabe von Spenderorganen bevorzugt haben soll, hat die sowieso schon eher geringe Spendenbereitschaft der Deutschen weiter reduziert. Aktuellen Umfragen zufolge kann sich nur ein Drittel vorstellen, eigene Organe zur Verfügung zu stellen. Einige Monate vor Bekanntwerden des Skandals lag die Quote der Spendewilligen noch doppelt so hoch.

Die Deutsche Stiftung Organspende als offizielle Koordinierungsstelle für Transplantationen in Deutschland warnt vor einem Verlust von Transparenz und Vertrauen in der Bevölkerung. "Die eigentlich Leidtragenden sind die Patienten auf der Warteliste. Sie müssen befürchten, noch länger – vielleicht sogar vergeblich – auf die rettende Transplantation zu warten", so DSO-Vorstand Kirste.

Das neue Transplantationsgesetz, das zum 1. November in Kraft treten wird, verpflichtet alle Krankenkassen dazu, ihre Mitglieder zum Thema Organspende zu informieren und ihnen Organspendeausweise zuzusenden. Nach Informationen der Katholischen Nachrichtenagentur wollen mehrere große Kassen wie die Barmer GEK und die Allgemeinen Ortskrankenkassen diese Aktion verschieben. Die Versicherten seien wegen der Skandale verunsichert, deshalb werde man zunächst abwarten, welche Konsequenzen die Politik aus den Skandalen ziehe, heißt es zur Begründung.

Das Bundesgesundheitsministerium appellierte dagegen an die Krankenkassen, ihre Mitglieder möglichst schnell und umfassend zu informieren. Deutschland liegt einer EU-Statistik zufolge mit knapp 15 Organspendern pro einer Million Einwohner europaweit im hinteren Drittel.

mak/hp (dpa, NOZ, DSO)