1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Afrika der Chancen

Sarah Steffen29. April 2013

Fünf Tage lang reist der deutsche Außenminister Guido Westerwelle durch Subsahara-Afrika. Dort will er den Blick auf ein "Afrika der Chancen" lenken. Nach Ghana und Südafrika geht es weiter nach Mosambik.

https://p.dw.com/p/18PFU
Außenminister Guido Westerwelle (FDP, M) wird am 26.04.2013 in Accra in Ghana auf dem Flughafen vom Staatssekretär im Außenministerium, Leslie Kojo Christian (l) begrüsst. (Foto: dpa)
Westerwelle in Ghanas Hauptstadt AccraBild: picture-alliance/dpa

Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat während seines Aufenthaltes in Südafrika am Montag (29.04.2013) ein stärkeres afrikanisches Engagement bei der Lösung von Krisen und Konflikten auf dem Kontinent gefordert. "Afrikanische Probleme brauchen afrikanische Lösungen", sagte Westerwelle nach einem Treffen mit seiner südafrikanischen Amtskollegin Maite Nkoana-Mashabane. Deutschland sei zwar zur Unterstützung bereit, "aber am Steuer sitzen die afrikanischen Länder selbst."

Damit nahm Westerwelle vor allem Bezug auf den Konflikt in Mali. Während seines Besuchs in Ghana hatte der deutsche Außenminister bereits weitere deutsche Truppen für eine UN-Mission in Mali zugesagt, aber auch betont, dass darüber letztendlich der Bundestag entscheide. Bislang hat die Bundeswehr ein Mandat für die Entsendung von bis zu 330 deutschen Soldaten, die vor allem für Ausbildung und Logistik zuständig sind.

Mit seiner Reise durch Ghana, Südafrika und Mosambik will Westerwelle aber eigentlich weg von den Konflikten und Kriegen - die Reise soll vielmehr die positiven Seiten des Kontinents in den Vordergrund rücken.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP, l) wird von seiner südafrikanischen Amtskollegin Maite Nkoana-Mashabane begrüßt. (Foto: dpa)
Westerwelle mit seiner südafrikanischen Amtskollegin Maite Nkoana-MashabaneBild: picture-alliance/dpa

"Wir sehen in den Nachrichten meist nur ein Afrika, wo es Probleme gibt, häufig Krieg und sehr viel Not und Elend", bemängelte Westerwelle. "Aber es gibt auch ein Afrika, das wächst und nach Chancen greift. Trotz Krisenherden wie in Mali oder Somalia nehmen wir in vielen Ländern immer stärker werdende Zeichen des Aufbruchs wahr."

Westerwelle besucht drei Musterstaaten

"Das Auswärtige Amt wollte mit der Auswahl dieser Länder ein Zeichen setzen und Reformstaaten belohnen, und damit deutlich machen, dass in diesen drei Staaten demokratische Transition gut funktioniert hat und dass die Staaten ihre Wirtschaft in den Griff bekommen haben", sagte Ulf Engel, Professor für Afrikanistik und Studiendirektor von Masterprogrammen in Leipzig und Addis Abeba im Gespräch mit der DW.

In Südafrika, Deutschlands wichtigstem afrikanischen Handelspartner, warb Westerwelle dann auch für eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit. "Die beste und nachhaltigste Antwort sind Investitionen", so Westerwelle in Pretoria. Es gebe ein gemeinsames Interesse an einer gleichwertigen Partnerschaft.

Auch in Ghana stand das Thema der wirtschaftlichen Kooperation ganz weit oben. "Ghana ist für uns ein Schlüsselland in Westafrika", sagte Westerwelle nach einem Gespräch mit Ghanas Außenministerin Hanna Tetteh in Accra. "Wir begrüßen Ghanas Engagement für Frieden und Sicherheit in der Region, und wir verfolgen Ghanas erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit." Deutschland wolle die politische Kooperation mit Ghana fortsetzen und auch die wirtschaftliche Kooperation ausbauen. "Wir sehen großes Potential nicht nur, aber besonders bei den erneuerbaren Energien", so Westerwelle. Deutschland könne Ghana dort eine Menge Know-how anbieten.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland erhofften sich von Afrika eine ganze Menge, sagt auch Engel. "Da gibt es großes Vertrauen in die Wachstumszahlen." Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von mehr als fünf Prozent pro Jahr wachse in Afrika eine starke Kaufkraft heran, die auch für deutsche Unternehmen von Interesse sei.

Auch Westerwelle hegt große Hoffnungen für Afrika und spricht von einem "globalen Wachstumsmotor" für die Weltwirtschaft. Die Wachstumsraten von rohstoffreichen Ländern wie Ghana oder Mosambik lägen dabei sogar noch über dem afrikanischen Durchschnitt.

Mehr Aufmerksamkeit für Afrika

Laut Engel ist die zentrale Botschaft der Reise des deutschen Außenministers die gesteigerte Aufmerksamkeit, die die schwarz-gelbe Regierung Afrika widme - Westerwelle selbst reiste wiederholt nach Afrika und auch Kanzlerin Merkel besuchte den Kontinent.

Nach Stationen in Ghana und Südafrika reist Westerwelle nun weiter nach Mosambik, wo er unter anderem Ministerpräsident Alberto Vaquina trifft. Mehr als die Hälfte der mosambikanischen Bevölkerung ist bitterarm, und das, obwohl Mosambik reich an Erdölschätzen ist.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) spricht am 28.04.2013 im Township Philippi in Kapstadt mit einer Schauspielerin (Foto: Michael Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk)
Besuch bei einer Theatergruppe: Westerwelle im Township Philippi bei KapstadtBild: picture-alliance/dpa

"Man wird ein Land nur dann entwickeln können, wenn von den Wachstumsraten auch die normale Bevölkerung etwas mitbekommt. Erfolgreich wird Afrika nur sein, wenn auch alle etwas davon haben", hatte Westerwelle schon in Südafrika angemahnt.

"Die Beziehungen [mit Deutschland] sind gut", sagt Sultan Mussa, Programmbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Mosambik. "Deutschland hat einen großen Teil des mosambikanischen Staatshaushaltes finanziert. Damit wurden verschiedene Regierungsprogramme finanziert, die von der Hauptstadt Maputo bis auf die Ebene der Distrikte reichten. Unterstützt wurden so zum Beispiel die sogenannten PARPAs, die nationalen Pläne zur Bekämpfung der Armut."

Die Rohstoffvorkommen im Norden des Landes zögen auch vermehrt deutsche wirtschaftliche Interessenten an, so Mussa. "Im März hatten wir hier eine Delegation mit mehreren deutschen Unternehmern, die bereits in Südafrika präsent sind und nun nach Mosambik expandieren möchten, um an den Großprojekten teilzuhaben." Die KAS hingegen wird sich aus Mosambik zurückziehen - die deutsche Stiftung hat beschlossen, das Büro in Mosambiks Hauptstadt Maputo Mitte dieses Jahres zu schließen.

Auf Westerwelles Besuchsprogramm in Maputo stehen unter anderem ein Industriehafen und ein Projekt für schwangere HIV-positive Frauen. Mosambik ist die letzte Station auf der fünftägigen Afrika-Reise des deutschen Außenministers.