Wettlauf um Afrikas Ressourcen
25. März 2013Die Zahlen sind mehr als beeindruckend: Der Handel zwischen China und Südafrika ist binnen 15 Jahren von 1,5 Milliarden auf 60 Milliarden US-Dollar geschnellt. Hinzu kommen die immensen chinesischen Investitionen in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar. Die Republik Südafrika ist mit Abstand der größte Partner Chinas auf dem afrikanischen Kontinent.
Mit seinem erstklassigen Banken- und Finanzsystem und seiner hervorragenden Infrastruktur ist Südafrika für die Regierung in Peking ein ideales Tor zum Boomkontinent Afrika. Zudem wächst Chinas Portfolio und Engagement zwischen Kapstadt und Kairo stetig. Dazu gehören: ein Handelsvolumen von 100 Milliarden US-Dollar, gigantische Infrastrukturmaßnahmen und flankierende Stipendienprogramme.
Indien ist Chinas größter Konkurrent
Noch hat China in Afrika die Nase vorn. Doch auf Platz zwei folgt schon Indien mit 33 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen. Bis 2015 sollen es sogar 90 Milliarden werden. Als Indiens Premier Manmohan Singh im vergangenen Jahr eine "neue Ära in den afrikanisch-indischen Bezierungen" beschwor, konnte er sich einen Seitenhieb auf den Konkurrenten aus dem Reich der Mitte nicht verkneifen. Sein Land, so Singh, wolle lokale Arbeitskräfte beschäftigen - ein wenig subtiler Hinweis auf die chinesische Praxis, eigene Arbeitskräfte in Afrika einzusetzen. Zuvor hatte schon Brasiliens damaliger Präsident Lula da Silva in die dieselbe Kerbe wie Singh gehauen: Sein Land wolle nicht als "Hegemonialmacht, sondern als Partner" in Afrika auftreten.
Erstmals findet Kritik an Chinas Afrikapolitik auch auf dem Kontinent selbst Widerhall. Anfang März erklärte der Zentralbankchef Nigerias, Lamido Sanusi, in der "Financial Times", China trage inzwischen erheblich zu Afrikas "Deindustrialisierung und Unterentwicklung" bei. "Das war auch die Essenz des Kolonialismus. Afrika öffnet sich derzeit freiwillig für eine neue Form des Imperialismus", so Sanusi, deshalb müsse Afrikas "Romanze" mit China durch "knallhartes wirtschaftliches Kalkül ersetzt werden".
In Peking ist man angesichts der zunehmend kritischen Töne alarmiert und wirbt für ein positiveres Image des Afrika-Engagements. Es habe sicherlich einige Wachstumsprobleme gegeben, so Chinas Botschafter Tian Xuejun ganz aktuell in einem Gastbeitrag für die südafrikanische Zeitung "The New Age". Doch möge man das chinesisch-afrikanische Verhältnis doch bitte "objektiv" betrachten, denn Afrika könne sich seine Entwicklungspartner schließlich "eigenständig aussuchen". Und das klang schon wieder eher nach der ursprünglichen Haltung Chinas.
Handel nicht auf Augenhöhe
Südafrikanische Ökonomen warnen dieser Tage jedoch vor einer ungesunden Handelsbilanz. Die Chinesen würden aus Afrika Rohstoffe ziehen, sie in China verarbeiten und die daraus gewonnen Produkte wieder nach Südafrika verkaufen. Dieser Kreislauf würde zu einer unausgewogenen Bilanz führen.
Wohl auch, um über dieses Thema zu sprechen, empfängt Südafrikas Präsident Jacob Zuma seinen chinesischen Kollegen Xi Jinping bereits, bevor das BRICS-Treffen in der südafrikanischen Metropole Durban beginnt. Die Südafrikaner wollen chinesisches Investment im verarbeitenden Sektor, Technologietransfer und eine Zusammenarbeit im Umweltbereich. "Doch die politische Beziehung zwischen beiden Ländern ist asymmetrisch", weiß BRICS-Analyst und Politologe Mzukisi Qobo. "Südafrika drängt zu wenig auf Konzessionen".
Alte Freunde ANC und KPC
Dass der neue chinesische Präsident Xi Jinping ausgerecht das BRICS-Treffen für seinen ersten Auftritt auf der internationalen Bühne wählt, wird in Südafrika mit den traditionell engen Beziehungen des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) und seiner Partner mit der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) in Verbindung gebracht. Letztere spielte eine starke Rolle im Anti-Apartheids-Kampf. Wenngleich China und Südafrika erst seit 15 Jahren diplomatische Beziehungen unterhalten, so ist das ideologische Band doch sehr viel älter. Auch deshalb wird Xi in Durban die Maxime seiner Regierung unterstreichen: "China und Afrika: gute Brüder, gute Freunde, gute Partner".
Indien, Chinas BRICS-Partner und Konkurrent bei der Ausbeutung von afrikanischen Rohstoffen, hat bei dem Treffen in Durban freilich einen historischen Standortvorteil: Der indische Nationalheld Mahatma Ghandi lebte und wirkte viele Jahre lang in Südafrika. Und nicht nur er. Die indische Community am Kap war einst groß. Noch heute zeugen Hindutempel, Rikschas und Restaurants rund um den Tagungsort, die scharfe Currys anbieten, von dem prägenden Einfluss, den indische Einwanderer vor 150 Jahren in Durban hatten. Der chinesische Seefahrer Admiral Zheng He kam zwar schon im 15. Jahrhundert nach Afrika - das wirtschaftliche Potenzial des Kontinents entdeckten seine Nachfahren aber erst im späten 20. Jahrhundert.