WHO-Experten dürfen nach China
11. Januar 2021Für China ist die WHO-Mission heikel. Das Land sieht sich international mit Vorwürfen konfrontiert, es wolle eine Verantwortung für den Ausbruch der Pandemie vertuschen. Erstmals aufgetreten war das neuartige Coronavirus Ende 2019 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Wie der Erreger von Tieren auf den Menschen übersprang, ist bis heute unklar.
Das wollen die Wissenschaftler der WHO nun vor Ort klären, auch in Wuhan. Nach langem Tauziehen um die Reise kündigte Chinas Gesundheitskommission jetzt die Ankunft des Teams für diesen Donnerstag an. Die Weltgesundheitsorganisation begrüßte die Entscheidung und zeigte sich erleichtert über Chinas Einlenken bei der geplanten internationalen Corona-Untersuchungskommission. Gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern sollen die Experten erforschen, ob das Virus zu seiner Quelle zurückverfolgt werden kann.
Um die Reise der Experten gab es bis zuletzt Gerangel. Erst vor einer Woche hatte die WHO mitgeteilt, dass China die Einreise blockiert habe. Daraufhin hatte Peking erklärt, dass vorher noch nötige Vorbereitungen getroffen werden müssten. Nach der Ankunft werden die Wissenschaftler aber ohnehin erst zwei Wochen in Quarantäne gehen müssen, bevor ihre Arbeit vor Ort richtig losgehen kann.
Wettlauf mit der Zeit
Mit dem Einreisetermin und der folgenden Quarantäne wird die Zeit für die WHO-Mission knapp, da am 12. Februar das chinesische Neujahrsfest begangen wird. Zu dem wichtigsten Familienfest der Chinesen stellen viele Institute und Unternehmen schon lange vor dem Fest den Betrieb ein, da die Mitarbeiter meist für ein bis zwei Wochen oder auch länger in ihre Heimatdörfer reisen. Damit kommt das Land über das Neujahrsfest praktisch zum Stillstand.
Einige WHO-Wissenschaftler dämpften die Erwartungen an die Reise im Vorfeld. Es gehe weniger um eigene Nachforschungen, sondern vielmehr darum, im Austausch mit den chinesischen Kollegen zu schauen, welche Spuren noch verfolgt werden könnten, hieß es.
Die Suche nach dem Ursprung des Virus gilt als politisch brisant. Seit Monaten streuen chinesische Behörden Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt. Es wird auf unbestätigte Berichte verwiesen, dass es mögliche Infektionen schon vorher in anderen Ländern gegeben haben könnte. Verwiesen wird dabei auch auf heutige Viruspuren auf importierten Tiefkühlwaren - die als Hinweis darauf gewertet werden, dass der Erreger aus dem Ausland eingeschleppt worden sein könnte. Forscher wie der deutsche Epidemiologie Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut (RKI), der auch dem WHO-Team angehört, vermuten hingegen Fledermäuse aus Südchina als Ursprung.
hf/as (rtr, afp, dpa)