WHO über schleppendes Impftempo besorgt
30. August 2021Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet in Europa, dem Kaukasus und Zentralasien mit 236.000 Todesfällen bei Menschen mit nachgewiesener Corona-Infektion für den Zeitraum von Ende August bis Anfang Dezember. Das sagte WHO-Direktor Hans Kluge vor Journalisten in Kopenhagen. Die Prognose für die Region, die 53 Länder umfasst, stammt vom Institute for Health Metrics and Evaluation an der Universität des US-Bundesstaats Washington in Seattle.
Kluge führte den Anstieg vor allem auf die Delta-Variante des Virus, auf Lockerungen der Corona-Beschränkungen in vielen Ländern und den Reiseverkehr im Sommer zurück. Besonders auf dem Balkan, im Kaukasus und in Zentralasien zeige die Kurve steil nach oben. Der WHO-Direktor verlangte zudem ein höheres Tempo bei Impfungen. Die "Stagnation" in einigen Staaten bereite "ernsthafte Sorge". In den armen Ländern der untersuchten Region seien bisher nur sechs Prozent der Bevölkerung vollständig immunisiert.
Tod nach Myokarditis
Neuseeland meldet mitten im Corona-Lockdown den ersten Todesfall in dem Pazifikstaat, der mit einer BioNTech/Pfizer-Impfung in Verbindung gebracht wird. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starb eine Frau, deren Alter nicht genannt wurde, nach einer Myokarditis, also einer Entzündung des Herzmuskels, die schlimmstenfalls zu Herzversagen führen kann.
Pfizer räumte ein, dass es seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen nach Impfungen geben könne, doch solche Nebenwirkungen seien sehr selten. Man nehme "unerwünschte Ereignisse, die möglicherweise mit unserem Impfstoff in Verbindung stehen, sehr ernst", teilte der Hersteller auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Das Gesundheitsministerium in Wellington schrieb in seiner Stellungnahme, der Nutzen der Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von BioNTech/Pfizer überwiege nach wie vor bei weitem das Risiko "sowohl einer COVID-19-Infektion als auch von Impfstoffnebenwirkungen, einschließlich Myokarditis".
Regulierungsbehörden in den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation hatten bereits erklärt, die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna würden mit seltenen Fällen von Entzündungen des Herzmuskels oder der Herzinnenhaut in Verbindung gebracht.
3G-Regel gilt jetzt in Frankreich
In Frankreich hatten am Wochenende nach offiziellen Angaben 160.000 Menschen gegen den Gesundheitspass und die eingeführte Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen demonstriert. Von diesem Montag an müssen 1,8 Millionen Beschäftigte in Fernzügen, der Gastronomie oder in Kulturstätten nachweisen, dass sie entweder geimpft, von einer Corona-Infektion genesen oder negativ getestet sind.
Die sogenannte 3G-Regel gilt auch für alle Besucher von Restaurants, Bars, Cafés, Theatern, Kinos, Museen, Freizeitparks, Zoos und Messen ebenso wie für Reisende in Fernzügen. Mitarbeiter im französischen Gesundheitswesen müssen sich bis Mitte Oktober impfen lassen.
In Griechenland gilt von Mittwoch an eine Impfpflicht im Gesundheitssektor. Wer sich weigert, darf nicht mehr zur Arbeit kommen. Zudem drohen Bußgelder. Das entsprechende Gesetz werde uneingeschränkt zur Anwendung kommen, sagte ein Regierungssprecher.
Zuvor hatte das griechische Verwaltungsgericht mehr als 100 Anträge von Ärzten und Krankenhausverwaltungen abgelehnt. Sie hatten verlangt, das Gesetz einzufrieren, bis der höchste Gerichtshof entscheidet. Die griechische Gesundheitsbehörde geht davon aus, dass derzeit noch jeder fünfte Beschäftigte des Sektors nicht gegen Corona geimpft oder nach einer Infektion genesen ist.
jj/uh (dpa, afp, rtr, epd)