Panama? Geld versteckt man besser in den USA
8. April 2016Wenn es um die Verschleierung von Vermögen geht, mag manch einer zuerst an die Schweiz, Luxemburg oder die Kaymaninseln denken. Doch laut den "Panama Papers" haben diese Orte es nicht unter die Top 10 der weltweiten Steuerparadiese geschafft. Ganz im Gegensatz zum US-amerikanischen Bundesstaat Nevada, der zu den beliebtesten Steueroasen weltweit zählt.
Zufluchtshafen für unterschlagene Vermögen
"Nevada hat sich im Ausland bewusst als Verschleierungsstandort verkauft", sagt Jason Sharman, Professor an der australischen Griffith University. Sharman hat sich ausgiebig mit weltweiter Steuerhinterziehung befasst und ist überrascht, dass der Wüstenstaat im Westen der USA in diesem Zusammenhang nicht noch bekannter ist. Das Glücksspielparadies bietet Menschen, die Ihre Geldanlagen verschleiern möchten, maximale Flexibilität und Geheimhaltung bei beschränkter Haftung.
"Nevada ist ein sehr beliebter Ort für die Verwaltung von Treuhandfonds“, sagt der US-Steuerexperte Peter Cotorceanu, der mit der Züricher Anwaltskanzler Anaford wohlhabenden Klienten bei internationalen Steuerangelegenheiten weiterhilft. "Unter dem Schutzmantel der größten Wirtschaftsmacht der Welt wird Nevada für seriöser als die stigmatisierten tropischen Inseln gehalten und hat gleichzeitig höhere Geheimhaltungsvorschriften", so Sharman.
USA weigern sich, dem Transparenzabkommen beizutreten
Der Staat sei dabei so einzigartig, weil er aktiv seine geringe Kooperation mit den amerikanischen Bundesbehörden anpreist. Und selbst wenn er das täte: Bemerkenswerterweise geht die Regierung in Washington zwar international gegen die Geheimhaltung von Steueroasen vor, im eigenen Land aber setzt sie ganz andere Maßstäbe an. Der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) brachte alle ausländischen Finanzinstitute dazu, Informationen über US-Kontoinhaber an die amerikanischen Behörden zu übermitteln. Bislang weigert man sich in Washington, solche Vorschriften auch für Ausländer, die über Vermögen in den USA verfügen, durchzusetzen.
Vor zwei Jahren hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine Initiative für mehr Transparenz zwischen Steuerbehörden und ausländischen Konten nach dem Vorbild von FATCA gestartet. Fast alle Steueroasen traten bei, nur die USA wollen dem multilateralen Abkommen nicht beitreten. "Offiziell sagen die Vereinigten Staaten, dass es keinen Grund für einen Beitritt gibt. Bilaterale Abkommen wären ausreichend", sagt Omri Marian, internationaler Steuerexperte an der Irvine School of Law der Univeristy of California.
Der US-Kongress blockiert Transparenz-Maßnahmen
"Ich denke aber, dass die US-Regierung in Wahrheit erheblichem politischen Druck bezüglich der Offenlegung von Finanzgeschäften ausgesetzt ist", fügt Marian hinzu. Republikaner im Kongress haben in der Vergangenheit Entwürfe vorgelegt, die FACTA abschaffen sollten und haben die Regierung sogar verklagt, damit sie den Gesetzesentwurf nicht weiter verfolgt. Das Standardargument gegen FACTA ist die finanzielle Privatsphäre.
Dadurch, dass die üblichen Steueroasen fast alle den generellen Offenlegungsstandards der OECD-Transparenz-Initiative folgen, stehen die USA plötzlich als Top-Standort für die Verschleierung von Vermögen da. "Genau das ist jetzt der Stand", sagt Cotorceanu. "Am Anfang sah es noch so aus, als ob sich auch andere Länder den Transparenz-Maßnahmen entziehen würden. Doch mit der Zusage der Schweiz, Singapur und den ganzen Offshore-Inseln waren die Vereinigten Staaten auf einmal die einzige größere Macht, die sich dem System widersetzt. Jetzt sind die USA die neue Anlaufstelle für die Vermögensverlagerung, sei es auf legale oder illegale Weise."