Wie russisch sind russische Exportschlager?
22. Juni 2018Wie man es auch dreht und wendet: Als Russin hört man von anderen recht oft, man käme wohl aus dem Land der Bären, Wälder und Säufer. Fliegt man über Weihnachten nach Russland, warnen alle vor übermäßigem Wodka-Konsum. Erzählt mein Sohn in seiner Klasse von einem Ansturm wilder Bären auf unsere Datscha bei Moskau, zweifelt kein Viertklässler seiner Schule daran, dass dieser Bericht der Wahrheit entspricht.
Am Roten Platz stehen italienische Bauten
Haben Sie schon mal in der Kategorie "Bild" nach Russland gegoogelt? Ja, einfach "Russland" eingeben. Als Erstes kommt – neben der Karte des riesigen Landes – die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben, besser bekannt als Basilius-Kathedrale am Roten Platz. Sie ist in der allgemeinen Wahrnehmung die russische Kirche schlechthin.
Jüngsten Forschungen zufolge wurde das imposante Sakralgebäude im 16.Jahrhundert aber von italienischen Architekten erbaut, die übrigens auch den Moskauer Kreml samt seiner Kathedralen errichteten. Man vermutet, dass die Erbauer der Kirche, deren Grundstein anlässlich des Siegs über die Tartaren gelegt wurde, sich von der italienischen Renaissance, aber auch von der orientalischen Architektur inspirieren ließen.
Die zehn Kuppeln stehen für die zehn Heiligen, deren Feste während der Belagerung von Kasan durch Iwan den Schrecklichen gefeiert wurden, einer davon ist der Heilige Basilius. Für die russische klassische Kirchenarchitektur ist die Kathedrale jedenfalls absolut untypisch.
Auch bei weiteren Russlandklischees lohnt sich ein zweiter Blick, wie unsere Bildergalerie beweist.