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Wie sich Málaga zur neuen Kunstmetropole in Spanien mausert

Sabine Oelze28. November 2015

Málaga – das neue Barcelona? Picasso-Museum, Centre Pompidou, Kunst aus Russland: Das Kultur-Angebot in Malága wächst und macht aus der Stadt an der Costa del Sol eine attraktive Adresse.

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Bildergalerie Malagas Aufstieg zur Kulturmetropole in Spanien
Bild: DW/S. Oelze

In ihrer Freizeit treffen sich die Málagueños zum Flanieren auf dem "Palmeral de las Sorpresas", was übersetzt so viel wie "Palmenwald der Überraschungen" heißt. Diese Mischung aus mediterranem Park, in dem mehr als 400 Palmen wachsen, und Bummelmeile, liegt direkt am Hafen. Und ist tatsächlich überraschend vielfältig: Neben den Restaurants und Cafés gibt es auch Klangstationen, Springbrunnen oder Erlebnisspielplätze.

"Vor zehn Jahren war es nicht möglich, hier spazieren zu gehen. Jahrhundertelang durften die Einwohner von Málaga den Hafen nicht betreten. Nur für die Passagiere der Schiffe war dieser Bereich zugänglich", sagt Carmen Fernandez. Die Stadtführerin freut sich, dass die Stadt einen architektonisch wohl komponierten neuen Hafen bekommen hat, dessen geschwungene Pergola im Sommer für kühlenden Schatten sorgt.

Der "Palmeral de las Sorpresas" ist für Fernandez auch eine Job-Garantie. Sie berichtet davon, dass die Touristen die an Sehenswürdigkeiten arme Stadt Málaga früher links liegen ließen. "Wir haben keine Moschee wie in Cordoba, keine Alhambra wie in Granada, keine Kathedrale wie in Sevilla. Für eine Stadtführerin wie sie war es ein schwieriges Geschäft. "Vor 15 Jahren habe ich mit Glück in der Hochsaison zwei Führungen pro Monat anbieten können."

Bildergalerie Malagas Aufstieg zur Kulturmetropole in Spanien. Rechte: S.Oelze /DW
Die geschwungene Pergola spendet auch im Sommer wohltuenden Schatten.Bild: DW/S. Oelze

Málaga: vom Moloch zur Metropole

Dass Málaga plötzlich als Name auf der Kulturlandkarte auftaucht, überrascht jeden, der die Stadt als Drehkreuz des aufblühenden Massentourismus an der Costa del Sol in Erinnerung hat. Málaga-Stadt interessierte kaum einen Urlauber, der gleich weiter ins nahe gelegene Strandbad Torremolinos reiste. Warum auch? Erst als sich Málaga im Jahr 2000 auf seinen berühmtesten Sohn, Pablo Picasso, besann, kam der Umbau zur Kulturmetropole allmählich in Gang. Das Picasso Museum, in einem Renaissance-Palast im jüdischen Viertel untergebracht, eröffnete mitten in der Altstadt. Mit der Fertigstellung der "Palmeras de la Sorpresas" im März des Jahres 2011 setzte in Málaga ein regelrechter Boom ein. Das Wohnen in den am Hafen liegenden Mietskasernen ist plötzlich – trotz Krise – unbezahlbar geworden. Die Zahl der Touristen hat sich um 7 Prozent erhöht. Keine andere Stadt in Spanien konnte so rasant ihre Besucherzahlen erhöhen: Jährlich strömen mehr als neun Millionen Menschen nach Málaga.

Museen sprießen in Málaga wie Pilze aus dem Boden

Sie besuchen zum Beispiel das 2011 in einem Palast mit modernem Anbau eröffnete Museum Carmen Thyssen mit einer hochkarätigen Sammlung spanischer Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Baronin Carmen Thyssen-Bornemisza überließ der Stadt dafür Werke ihrer privaten Sammlung. Noch befindet sich das Museo Carmen Thyssen in einer Testphase mit einem Fünf-Jahres-Vertrag. Aber die Verlängerung ist so gut wie sicher. Denn wenn nicht die Baronin, dann wird eine andere Institution Interesse anmelden.

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Das Museum Carmen Thyssen eröffnete 2011.Bild: DW/S. Oelze

Der Kulturaufschwung der Metropole der Costa del Sol hält an

Eine Kulturinstitution nach der anderen lässt sich an der größten Stadt an der Costa del Sol, Spaniens Sonnenküste, nieder. Die größte Überraschung war wohl, dass das Pariser Centre Pompidou an der Costa del Sol seine erste Auslandsdépendance eröffnete. Das Centre Pompidou Málaga präsentiert seit März 2015 Kunst von der Klassischen Moderne bis hin zur Gegenwartskunst.

Die Werke, die aus dem Hauptsitz in Paris stammen, sind nun in einem ehemals leerstehenden Einkaufszentrum am "Palmeral de las Sorpresas" untergebracht. Von den Ausstellungshallen ist nur ein gläserner Kubus über der Erde zu sehen. Das Centre Pompidou Málaga ist ein gelungenes Beispiel für die Umnutzung bereits existierender Architektur. Die gläserne Fassade wurde künstlerisch gestaltet vom französischen Kunststar Daniel Buren.

Centre Pompidou in Malága als erste Auslandsfiliale

Marie-Dolores Cebrian empfängt die Besucher im Centre Pompidou. Einen Direktor oder Kurator gibt es nicht. Die Ausstellungen werden aus Paris organisiert. "Málaga wollte ein internationales Kulturzentrum in die Stadt bringen. Zuerst gab es Verhandlungen mit dem Louvre, der derart ins Ausland expandiert. Dann kamen Gespräche mit dem Centre Pompidou in Gang." Der Fünf-Jahres-Vertrag könne um weitere fünf Jahre verlängert werden, berichtet Marie-Dolores Cebrian.

Spanien Pompidou Museum Malaga
Architektur wie ein Kunstwerk: Das Centre Pompidou lockt viele Kunsttouristen anBild: Jorge Guerrero/AFP/Getty Images

Die Franzosen haben das Potential Málagas erkannt: Küstenlage, unzählige Unterkünfte, mildes Klima, internationaler Flughafen. Nur einen Steinwurf entfernt wurde in den vergangenen Jahren auch Málagas Innenstadt mit ihren Gässchen und schmucken Kolonial-Fassaden herausgeputzt. Doch nicht nur die Franzosen, auch die Russen sehen in Málaga eine geeignete Stadt, um dort ihre Kunst weltweit bekannt zu machen.

Russisches Museum St. Petersburg hat auch Filiale in Malága

Ebenfalls im März 2015 eröffnete das Russische Museum St. Petersburg in Málaga. Eine ehemalige Tabakfabrik, erbaut in den 1920er Jahren, beherbergt nun die größte Sammlung russischer Kunst außerhalb Russland. Zu sehen sind Werke aus sechs Jahrhunderten. "Die Millionen-Frage lautet: Warum Málaga?", sagt José-Manuel, pädagogischer Leiter des Museums. Und die Antwort klingt nicht überraschend. "An der Costa del Sol wohnen sehr viele Russen. Nicht irgendwelche: sondern gut betuchte Staatsangehörige." Sogar der Bürgermeister von Moskau besitze im nicht weit entfernten Marbella eine Sommerresidenz.

Während die Stadt Barcelona noch mit der Heremitage in St. Petersburg über eine mögliche Filiale in Katalonien verhandelt, haben die Andalusier Fakten geschaffen. Es keimt eine Rivalität zwischen Málaga und Barcelona auf. Manche unken, Málaga hätte Barcelona schon den Rang abgelaufen.