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KatastropheAfghanistan

Wieder schweres Erdbeben in Afghanistan

Veröffentlicht 11. Oktober 2023Zuletzt aktualisiert 11. Oktober 2023

Nach den verheerenden Erdstößen der vergangenen Tage hat es in Afghanistan erneut ein starkes Erdbeben gegeben. Derweil warnen die Vereinten Nationen vor einer Hungersnot in dem Land.

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Ein afghanischer Junge trauert neben dem Grab seines Bruders, der bei einem Erdbeben im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat im Westen Afghanistans ums Leben kam
Seit Tagen kommt es immer wieder zu Erdbeben in der afghanischen Provinz Herat mit vielen OpfernBild: Ebrahim Noroozi/AP/picture alliance

Erneut ist der Westen Afghanistans von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Laut US-Erdbebenwarte USGS hatte das Beben eine Stärke von 6,3. Es ereignete sich rund 28 Kilometer nordwestlich der Stadt Herat in einer Tiefe von zehn Kilometern. Mindestens ein Mensch kam ums Leben und 130 weitere wurden nach Angaben der Taliban-Regierung verletzt. Die staatliche Nachrichtenagentur Bachtar berichtet von schweren Schäden und zerstörten Häusern. Das Büro des Gouverneurs der Provinz Herat erklärte, dass es in einigen Bezirken "riesige Verluste" gebe. Dem morgendlichen Beben folgten noch mehrere Nachbeben der Stärke 5,0 und 4,1.

Bereits am Wochenende waren in der Region bei mehreren Erdbeben laut Medienberichten fast 2500 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 2000 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Das UN-Nothilfebüro OCHA hat die Zahl der Todesopfer bisher mit rund 1.300 angegeben. Nach UN-Angaben wurden mindestens elf Dörfer "zu 100 Prozent" zerstört.

Blick auf das Erdbebengebiet im Bezirk Zinda Jan in Herat
Schon die Erdbeben der vergangenen Tage haben für massive Zerstörung gesorgt Bild: ALI KHARA/REUTERS

Viele Menschen betroffen

Herat liegt in der gleichnamigen Grenzprovinz nahe dem Iran und ist nach Kabul die zweitgrößte Stadt Afghanistans. Mehr als eine halbe Million Menschen leben dort. Am Samstag hatten mindestens acht Beben innerhalb kurzer Zeit die Region erschüttert. Die US-Erdbebenwarte bezifferte die Stärke auf Werte zwischen 4,6 und 6,3. Am Montag wurden Erdstöße der Stärke 5,1 registriert.

Immer wieder gibt es schwere Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem Beben im vergangenen Jahr in Afghanistan kamen mehr als 1000 Menschen ums Leben. Viele Häuser sind nur aus Lehm errichtet. Erdbeben richten daher oft große Schäden an.

Hungersnot in Afghanistan befürchtet

Unabhängig von den Folgen der Erdbeben warnt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) vor einer Hungersnot in Afghanistan. "Die Lage ist ziemlich hoffnungslos", sagte der WFP-Regionaldirektor für Asien und den Pazifik, John Aylieff, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Die Programme für humanitäre Hilfe seien "drastisch unterfinanziert".

Konkret habe das Welternährungsprogramm für Afghanistan 80 Prozent weniger Geld zur Verfügung als vergangenes Jahr. Statt 1,6 Milliarden US-Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) stünden nur 340 Millionen US-Dollar (320 Millionen Euro) zur Verfügung. "15 Millionen Menschen in Afghanistan leiden aktuell Hunger, 13 Millionen wollten wir mindestens erreichen. Wegen fehlender Finanzierung mussten wir zehn Millionen Menschen davon die Hilfe streichen", so Aylieff.

Säcke mit Nahrung des World Food Program (WFP) liegen in Afghanistan gestapelt
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat zu wenige MittelBild: Mohammad Jan Aria/ Xinhua/picture alliance

Angesichts dessen warnt der Experte: "Der Winter steht bevor, und der Winter ist in Afghanistan brutal. Manche Bergdörfer sind durch den Schnee für bis zu sechs Monate von der Außenwelt abgeschnitten. Ohne Vorräte können sie nicht überleben." Zwar würden Menschen auch fliehen. "Aber vor allem werden mehr Menschen sterben." Die internationale Staatengemeinschaft müsse ihre Unterstützung für Afghanistan erhöhen. "Auch wenn die islamistischen Taliban viele hochproblematische Entscheidungen treffen, muss die Humanität an erster Stelle stehen", sagte der UN-Vertreter.

Malteser geben 100.000 Euro 

Angesichts der Erbebenserie reagiert das Hilfswerk Malteser International bereits. So werden 100.000 Euro an Soforthilfen zur Verfügung gestellt. "Die Situation ist katastrophal", erklärte Cordula Wasser, Leiterin der Malteser-Asienabteilung. Eine Partnerorganisation berichte, dass ganze Dörfer zerstört worden seien. Tausende Menschen hätten alles verloren. Es würden medizinische Versorgung, Lebensmittel, Zelte, Decken und Hygieneartikel benötigt. Bereits vor den Erdbeben hätten fast 70 Prozent der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigt.

cwo/se (dpa, afp, epd, kna)