Will Trump einen schwachen Dollar?
18. März 2018Die Strafzölle auf Stahl und Aluminium, die US-Präsident Donald Trump Anfang März verhängt hat, haben das Vertrauen der Europäer in ihren Verbündeten erschüttert. Und nicht nur sie fragen sich seitdem, wie verlässlich die USA in Wirtschaftsfragen noch sind.
Trumps irrlichternder Politikstil fördert Ängste. Von einem "Handelskrieg" ist seitdem die Rede, einer Eskalationsspirale aus Strafzöllen und Gegenreaktionen. Und jetzt, vor dem Treffen der G20-Finanzminister und Notenbanker der größten Volkswirtschaften in Buenos Aires, auch wieder von einem "Währungskrieg". Gemeint ist der Versuch, sich durch eine bewusste Schwächung der eigenen Währung Vorteile im internationalen Handel zu verschaffen.
"Offensichtlich ist ein schwächerer Dollar gut für uns", hatte US-Finanzminister Steven Mnuchin schon im Januar beim Davoser Weltwirtschaftsforum gesagt, bevor ihn Trump zurückpfiff und das Gegenteil verkündete.
Offiziell haben sich die G20 verpflichtet, ihre Währungen nicht zu manipulieren. "Wir werden keinen Abwertungswettkampf betreiben", heißt es in der Abschlusserklärung des Treffens im vergangenen Jahr.
Regelverstoß als Normalität
Doch einigen fehlt inzwischen der Glaube, dass Trump sich an bestehende Abmachungen hält. "Er hält sich nicht an die Regeln, in keinem seiner Spiele", sagt Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim.
Eine Manipulation der Wechselkurse sei "eine reale Gefahr", so Burghof zur DW. Trump habe inzwischen ein Interesse an einem schwachen Dollar, "weil sich die negativen Auswirkungen seiner inkonsistenten Politik zeigen", unter anderem in fallenden Börsenkursen.
Konsens unter Volkswirten ist diese Einschätzung nicht. "Ein Währungskrieg ist ausgeschlossen", glaubt Jürgen von Hagen, Direktor des Instituts für internationale Wirtschaftspolitik an der Universität Bonn. "Das Gespenst wird zwar immer wieder an die Wand gemalt, aber eine reale Gefahr ist es nicht."
An der Fed führt kein Weg vorbei
Um den Dollar zu schwächen, müsste Trump die US-Zentralbank Fed von ihrer bisherigen Geldpolitik abbringen. Die hat im vergangenen Jahr die Leitzinsen mehrfach angehoben und für das laufende Jahre weitere Erhöhungen angekündigt.
"Die Zinspolitik ist Aufgabe der Fed, darauf hat die Trump-Regierung keinen Einfluss", so von Hagen zur DW.
Ähnlich sieht das Volker Wieland, Professor am Institute for Monetary and Financial Stability der Universität Frankfurt. "Die Fed orientiert ihre Zinspolitik an der wirtschaftlichen Entwicklung im Land, insbesondere Inflation, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung." Der Wechselkurs des Dollar "ist keine Zielgröße für die US-Geldpolitik".
Für die Fed gebe es daher keinen Grund, von ihrer Politik abzuweichen. "Da die Wirtschaft wächst, die Inflationsrate nahe dem Ziel liegt und die Arbeitslosigkeit sehr niedrig ist, wird die Fed die Zinsen weiter anheben müssen", so Wieland zur DW. Trump Steuerreform verstärke diese Entwicklung sogar noch. Wieland erwartet daher "eher mehr als weniger Zinserhöhungen".
Das alles würde den Dollar gegenüber dem Euro teurer machen, denn die Europäische Zentralbank (EZB) hält mit Verweis auf die geringe Inflation im Euroraum weiter an ihrer Nullzins-Politik fest.
Der Trump-Regierung bleibe nur der Versuch, "den Dollar 'schwach zu reden'", wie es Finanzminister Mnuchin im Januar versucht hat. "Das hat jedoch aller Erfahrung nach bestenfalls sehr kurzlebige Wirkung", sagt Jürgen von Hagen.
Druck auf die Fed?
Ist der "Währungskrieg" damit also abgeblasen, eine unbegründete Sorge? Nicht unbedingt. Es hängt ganz davon ab, was man Trump alles zutraut.
So hält es Hans-Peter Burghof für möglich, dass Trump die Fed unter Druck setzt, wenn sie die Zinsen weiter erhöhen will. "Dann wird er sagen, die Fed verhält sich gegen amerikanische Interessen."
Auch könnte die Fed unter ihrem neuen, von Trump vorgeschlagenen Präsidenten Jerome Powell wieder von ihrer Zinspolitik abrücken, "weil sich die wirtschaftlichen Daten eintrüben oder zumindest so interpretierbar sind, dass man sagt, Zinserhöhungen sind nicht mehr notwendig", so Burghof. Schließlich sei die Fed nicht so unabhängig wie die EZB, und "durchaus gehalten, die Wirtschaftspolitik der amerikanischen Regierung zu unterstützen".
Stabilität dank Schulden
Doch selbst wenn ein schwächerer Dollar Vorteile beim Handel bringt, sei das für Trump keine gute Idee, sagt Wieland von der Uni Frankfurt. Er verweist auf den riesigen Schuldenberg der USA, der zu einem großen Teil vom Ausland gehalten wird - rund 1200 Milliarden Dollar von China, 1000 Milliarden von Japan und 800 Milliarden von Europa.
"Sollte der Dollar dauerhaft abwerten, werden die Zinsen, die die US-Regierung zahlt, steigen müssen, wenn sie weiterhin so viel Schulden am Markt platzieren möchte", so Wieland.
Auch Jürgen von Hagen erwartet zunächst höhere Zinsen und einen stärkeren Dollar. "Wenn überhaupt, führt eine hohe Staatsverschuldung erst langfristig zu einer Abschwächung der Währung."
Ökonomisches Kalkül, Ängste und Misstrauen, überlagert von schrillen Tönen in Handelsfragen - auch die Währungsdiskussion zeigt, dass Unsicherheit eine Konstante in der Politik Donald Trumps ist.