Williams will den Grand Slam
31. August 2015Sie ist mittlerweile 34 Jahre jung. In diesem reifen Tennis-Alter ist Serena Williams noch immer eine Getriebene, wie besessen vom nächsten Erfolg, vom nächsten Rekord. Seit die US-Amerikanerin im Juni beim Rasen-Turnier in Wimbledon gewann, hat sie nur noch ein Ziel: den Grand Slam. Alle vier wichtigen Tennisturniere - Australian Open, French Open, Wimbledon und die US Open - in einer Saison zu gewinnen, das ist für sie die ultimative Herausforderung: "Das ist groß, wirklich, wirklich groß", sagt Williams.
Der Grand Slam gelang bei den Frauen bisher nur Maureen Conolly (1953), Margaret Court (1970) und Steffi Graf (1988). Dabei hat Williams bereits vier Majors hintereinander gewonnen, sogar zwei Mal - jedoch in beiden Fällen jahresübergreifend und eben nicht in einer Saison. Die Weltranglisten-Erste geht als große Favoritin und Titelverteidigerin in das Heimturnier in New York. "Ich glaube, dass sie es schafft", meint die deutsche Bundestrainerin Barbara Rittner vor dem Start der US Open. "Ich denke, dass ihr nur die eigene Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machen könnte." Die körperliche Verfassung und die hohen Erwartungen der Fans, der Medien und vor allem ihre eigenen - all das muss Williams in den Griff kriegen, um das ganz Große zu erreichen.
Mentale Tricks
"Ich muss in guter körperlicher Verfassung sein. Angst und Zweifel können mich auch stoppen", sagte Serena Williams bei der Auslosung, die ihr für die erste Runde die Russin Witalia Djatschenko als Gegnerin bescherte. Im Halbfinale des Turniers von Toronto hatte Williams zuletzt gegen die aufstrebende Schweizerin Belinda Bencic eine ihrer seltenen Niederlagen kassiert. "Wenn ich auf den Platz gehe und ein bisschen nervös bin oder ängstlich, ist das nie ein gutes Zeichen", räumte Williams unerwartet offen ein. "Ich versuche, dieses Gefühl einzufangen und wie einen Geist in eine Flasche zu sperren." Dann werfe sie die Flasche weg und starte ins Match.
Vielleicht sollten es die deutschen Spielerinnen auch mal mit ähnlichen mentalen Tricks versuchen. Bei den ersten drei Majors des Jahres erreichte nur Julia Görges in Melbourne und Paris das Achtelfinale. In Wimbledon scheiterten alle deutschen Tennisprofis bereits in der ersten Woche. "Sie haben in den wichtigen Momenten leider verkrampft gespielt und dann mitunter auch kein gutes Tennis gezeigt", bilanzierte Bundestrainerin Barbara Rittner. Immerhin: Angelique Kerber hat in diesem Jahr bereits vier Turniersiege gesammelt. Sie trifft im ersten Match auf die Rumänin Alexandra Dulgheru. Petkovic bekommt es mit Caroline Garcia aus Frankreich zu tun.
Federer in Höchstform
Bei den Männern hatte es im Vorjahr mit dem Kroaten Marin Cilic einen überraschenden US Open-Sieger gegeben. Und auch diesmal dürfte es spannend werden. Denn der nimmermüde Roger Federer ist in Top-Form wie zu seinen besten Zeiten. Eine Woche vor dem Start der US Open setzte sich der Schweizer beim Turnier in Cincinnati gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic durch. "Dieser Sieg ist etwas Spezielles, weil ich dieses Jahr drei Finals gegen Novak verloren hatte", sagte Federer nach seinem 87. Turniererfolg. In Wimbledon hatte noch der Serbe das Endspiel für sich entschieden. Durch seinen Triumph in Cincinnati hat Federer den Schotten Andy Murray von Platz zwei der Bestenlisten verdrängt.
"Jetzt reise ich natürlich selbstbewusst nach New York", sagte Federer, der die US Open von 2004 bis 2008 dominierte. Eine zusätzliche Motivation dürfte - ähnlich wie bei Williams - ein Rekord sein: Mit seinem sechsten Triumph könnte er zum alleinigen Rekordsieger von Flushing Meadows avancieren - vor Pete Sampras und Jimmy Connors (beide USA). Der deutsche Routinier Thommy Haas hat einen schweren Auftaktgegner zugelost bekommen. Der 37-Jährige trifft bei seinem vermutlich letzten Start bei den US Open auf den Spanier Fernando Verdasco.