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Wir glauben Fake News, um zu gefallen

20. Februar 2018

Große und kleinere Unwahrheiten lauern in sozialen und anderen Medien. Und wir glauben sie vor allem, wenn sie gut in unser Weltbild passen. Psychologen führen das auf unser biologisches Rudelverhalten zurück.

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Glauben wir auch Journalisten nur dann, wenn wir uns ihrer Gruppe zugehörig fühlen? Bild: picture alliance/dpa/S.Hoppe

"Vor allem unsere soziale Identität lässt uns Dinge glauben oder an ihnen zweifeln." Das schreibt Jay van Bavel, Professor für Sozialpsychologie, Wahrnehmung und Neurologie an der New York University, in einem Hypothesenpapier in der Fachzeitschrift "Trends in Cognitive Sciences" am 20. Februar.

Dies erklärt auch, warum einige Menschen sogenannte "Fake News" für bare Münze nehmen. Die absichtlich falsch gestreuten Nachrichten erscheinen ihnen plausibel, weil sie ins eigene Weltbild passen. Die Wertschätzung der eigenen Identität sei wichtiger als die Genauigkeit der Informationen, die sie bekommen.

Verstärken die erhaltenen Informationen die eigenen Ansichten oder die der eigenen Gruppe bzw. politischen Partei, tendieren wir eher dazu, sie zu glauben. Und das gilt nicht nur für Fake News, sondern natürlich auch für normale Nachrichten.

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Zugehörigkeit als Meinungsmacher

"Die Neuroökonomie kommt dem Verständnis immer näher, wie wir unsere Wertvorstellungen [bilden]", sagt Van Bavel. Entscheidend ist das Ziel, sich in eine bestimmte Gruppe einzuordnen. "Wir wählen das aus, was für uns wichtig ist und was uns [hilft], mit der Welt umzugehen - ob das nun die morgendliche Tageszeitung ist oder was wir zum Frühstück essen."

Bavel nennt das ein "identitätsbasiertes Glaubensmodell". "Weil die Parteien uns mit einem Zugehörigkeitsgefühl ausstatten und uns helfen, uns selbst zu definieren, stärkt das unser Selbstwertgefühl", sagt der Psychologe.

"Selbst eine qualitativ hochwertige Nachrichtenquelle bedeutet uns dann nicht mehr so viel, wenn wir glauben, dass diejenigen, die die Nachrichten schreiben zu einer anderen Gruppe gehören als zu unserer." Da helfen dann auch die besten investigativen Journalisten und redaktionellen Standards nicht weiter.

Wer auf sich selbst gestellt ist, bewertet neu

Aber Menschen können ihre Meinungen auch immer wieder korrigieren: Wird jemand gezwungen, sich außerhalb der eigenen Gruppe eine Meinung zu bilden und sich dafür selbst Informationen zu beschaffen und zu bewerten, kann das Ergebnis sehr differenziert ausfallen. Das ist etwa der Fall bei Schöffen am Gericht. Sie stehen in ihrer Entscheidung nicht unter dem Einfluss einer sozialen Gruppe und müssen sich die Zeit nehmen, das für und wieder verschiedener Argumente abzuwägen, sagt Van Bavel.

Und übrigens: Menschen lassen sich mit einem Trick dazu bringen, die Glaubwürdigkeit von Informationen kritischer zu beleuchten.

"Willst Du wetten?" lautet die Schlüsselfrage - kombiniert mit einem Preisschild. Müssen Menschen nämlich Geld dafür bezahlen, dass sie Fake News glauben schenken, werden sie stutzig. Dann hinterfragen sie die Informationen lieber nochmal, bevor sie sie übernehmen, schreibt Van Bavel.

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Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen