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Gerd-Müller-Schuss gegen die FIFA

6. April 2014

"Sklavenarbeit", "Missachtung der Menschenrechte": Der Fußball-Weltverband hat schon Einiges einstecken müssen wegen der WM-Vergabe 2022 an Katar. Nun reiht sich der Entwicklungsminister in die Kritiker-Schar ein.

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Zahlreiche Bauarbeiter in Katar warten nach der Arbeit auf die Fahrt in Bussen zurück in ihre Unterkünfte (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Bundesregierung geht auf Konfrontationskurs zum Fußball-Weltverband FIFA: Als erstes Kabinettsmitglied hat Entwicklungsminister Gerd Müller die FIFA öffentlich zu einer Korrektur der Vergabe des WM-Turniers 2022 an Katar aufgefordert. "Wenn die FIFA klug ist, revidiert sie die Entscheidung", sagte der CSU-Politiker in einem Interview der "Welt am Sonntag" und nannte den umstrittenen FIFA-Beschluss eine Fehlentscheidung.

Seine generelle Kritik an der Vergabe-Politik der FIFA wegen Missachtung von Menschenrechten, Klimaschutz und Nachhaltigkeit bezog Müller auch auf die bevorstehende WM-Endrunde in Brasilien. Teile der Pläne für das Spektakel in Südamerikas größtem Land bezeichnete er als "unverantwortlich".

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (Foto: picture-alliance/dpa)
Entwicklungsminister Gerd MüllerBild: picture-alliance/dpa

Besonders scharf klagte der Bundesminister die FIFA wegen der WM-Vergabe nach Katar an: "Es gibt Menschenrechtsverletzungen bis zur Sklavenarbeit beim Bau der Stadien. Was ist das für ein Signal zum weltweiten Klimaschutz, wenn Stadien mitten in der Wüste gebaut werden, die dann mit hohem Energieaufwand klimatisiert werden müssen?"

"Es ist nicht mehr zeitgemäß"

Mit Blick auf die Probleme in Katar, aber auch auf die Massenproteste in Brasilien gegen die Milliarden-Ausgaben für den Fußball statt für gesellschaftlich bedeutsamere Projekte konstatierte der 58-Jährige außerdem: "Es ist nicht mehr zeitgemäß, eine Fußball-WM abgehoben von den Menschen zu machen und soziale und ökologische Standards zu ignorieren." Als Beispiel für entsprechende Fehler nannte Müller den brasilianischen WM-Spielort Manaus: "Dort wurde ein Stadion mitten in den tropischen Regenwald gebaut, ohne die Nachhaltigkeit zu klären. Das ist unverantwortlich." Wie für alle Lebensbereiche müsse auch für Sportevents Nachhaltigkeit und damit ein schonender Umgang mit den Ressourcen das Leitbild sein.

Das WM-Stadion im brasilianischen Manaus (Foto: picture-alliance/dpa)
Auch in der Kritik des Ministers: Der Bau des WM-Stadions im brasilianischen ManausBild: picture-alliance/AP

Müller äußerte sich übrigens zu einem Thema, das von der Ressort-Zuschneidung eigentlich Innenminister Thomas de Maiziere gebührt. Doch der Sport spiele eben auch in der Entwicklungspolitik eine große Rolle, so der Christsoziale. Müller betonte für sein Ressort die Bedeutung des Sports, weil er die Herzen der Menschen öffne. In seinem Haus würden das Projekt "1000 Fußballplätze für Afrika" mit Plänen beispielsweise für Mali oder die Förderung des Frauenfußballs in Afghanistan ebenso bearbeitet wie Projekte in Armenvierteln Brasiliens.

sti/qu (dpa, sid)