Woher kommt Krampfen oder Zittern?
10. Juli 2019Ein Zitter- oder Krampfanfall kann sehr verstörend sein. Plötzlich verliert der Betroffene die Kontrolle über seinen Körper, einzelne Körperteile oder der ganze Mensch beginnt zu zucken, krampft, die Person fällt vielleicht sogar zu Boden und verliert das Bewusstsein.
Die Symptome können durchaus variieren, mal treten sie alle zusammen auf, mal nur einzeln. Der Anfall kann einige Minuten anhalten oder auch nach ein paar Sekunden schon vorbei sein, etwa wenn sich die Person wieder bewegt.
Zahlreiche Ursachen möglich
Oftmals wird eine Dehydratation, also ein Wassermangel oder Austrocknung, als mögliche Ursache aufgeführt. Der menschliche Körper besteht zu rund 70 Prozent aus Wasser. Das Gehirn sogar zu 90 Prozent. Das Wasser versorgt unsere Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff, und gleichzeitig sorgt es dafür, dass Abfallprodukte über die Nieren ausgeschieden werden.
Hat man zu wenig getrunken, schwitzt man sehr stark oder verliert beispielsweise durch Erbrechen oder Durchfall zu viel Flüssigkeit, ist der Flüssigkeitshaushalt gestört. Wird die Flüssigkeit nicht schnell ersetzt, dickt unser Blut ein und der Organismus wird in einen Alarmzustand versetzt. Er zittert oder krampft.
Besonders heikel ist diese Gefahr einer Dehydratation bei Kindern oder älteren Menschen, da das Durstgefühl im Alter abnimmt und ältere Menschen schlicht nicht merken, dass sie einen Wassermangel haben. Auch eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) kann Krämpfe auslösen.
Wer sich zum Beispiel sehr anstrengt, wer Schmerzen hat, erschöpft ist oder zu viel Koffein zu sich genommen hat, zittert möglicherweise stark. Dies bezeichnet die Medizin als physiologischen Tremor. Bei Kälte versucht der Körper, etwa durch Muskelzucken, zusätzlich Körperwärme zu erzeugen, um nicht auszukühlen. Deshalb zittern wir, sobald die Körperwärme unter 35 Grad fällt.
Mögliches Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung
Ursachen für einen Zitter- oder Krampfanfall können aber auch medizinischer Natur sein. Oftmals ist ein Krampfanfall das Symptom einer Epilepsie. Es kann aber auch an Durchblutungsstörungen oder an einer Schädigung des Hirns oder der Hirnhaut liegen.
Epileptische Krampfanfälle sind "unprovoziert", es gibt also keinen erkennbaren Auslöser, und sie treten wiederholt auf. Zum Teil werden sie durch Gehirnerkrankungen, Schlaganfälle und Tumoren ausgelöst. Man bezeichnet sie als "symptomatische Epilepsie".
Nicht-epileptische Krampfanfälle werden ausgelöst, wenn das Gehirn gereizt wird, etwa als Reaktion auf ein Medikament, bei einer Infektion oder etwa als Fieberkrampf bei Kindern.
Zittern in Bewegung oder im Ruhezustand?
Entscheidend ist, wann dieser Tremor auftritt. Geschieht es, wenn man in Bewegung oder wenn man im Ruhezustand ist. Behindert das Zittern etwa die Feinmotorik, schwankt die Person oder geht ungewöhnlich breitbeinig, kann dies auf eine Kleinhirnschädigung hindeuten.
Tritt das Zittern dagegen in der Ruhephase auf, können bestimmte Muskelpartien nicht oder nicht mehr angespannt und damit ruhig gehalten werden. Die bekannteste Form des Ruhetremors ist die Parkinson-Erkrankung.
Häufiger ist jedoch der sogenannte "essentielle Tremor". Dies ist eine - vermutlich erbliche - neurologische Bewegungsstörung, die zwischen dem 20. Und 60. Lebensjahr auftreten kann und sich schleichend immer weiter verschlechtert.
Zu den Symptomen kommt es häufig, wenn man Körperpartien länger in einer anstrengenden Position halten muss oder wenn man bewusst eine Bewegung ausführen will. Betroffen sind meistens die Hände oder auch die Arme, gelegentlich auch Kopf und Stimme.
Ausführliche Diagnostik statt Ferndiagnose
Zuweilen reichen Entspannungsübungen, um einem Krampf vorzubeugen, weil Stress oder Anspannung das Zittern verstärken können. Auch Alkohol und Koffein sollten gemieden werden. Liegt jedoch eine krankhafte Form des Tremor vor, kann das Zittern ein Vorbote oder Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein.
Klarheit kann letztlich nur eine intensive Diagnostik etwa durch Kernspintomographie/ Magnetresonanztomographie (MRT), craniale Computertomographie (CCT) oder Elektroenzephalografie (EEG) bringen. Ferndiagnosen sind in den seltensten Fällen zutreffend.