Wolfsburg schlägt Frankfurt kurz vor Schluss
11. Dezember 2020Man hätte Ridle Baku nach dem Abpfiff nach seiner noch vorhandenen Konzentrationsfähigkeit fragen können. Baku war nach dem wenig aufregenden 2:1 (0:0) zwischen seinem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt am Freitagabend sehr glücklich, aber wohl auch am Rande seiner kognitiven Möglichkeiten angekommen. Schließlich hatte VfL-Trainer Oliver Glasner, der mit seinem Team nun in die Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga vorgerückt ist, während der Partie viel Redebedarf mit dem 22-Jährigen.
Schon in der ersten Hälfte, als der gebürtige Mainzer auf der vom Trainer gegenüberliegenden Seite spielte, war er ständig im Blick des Coaches. Immer wieder gab Glasner Anweisungen und Hilfestellungen zur Positionierung Bakus, beorderte ihn wahlweise etwas mehr nach vorne, nach hinten oder auch mehr in die Mitte des Spielfeldes. Das setzte Glasner dann auch in der zweiten Hälfte, bei der Baku direkt vor ihm die Linie rauf und runter lief, fort. Denn der gelernte Rechtsverteidiger Baku spielte in dieser Partie eine Position vorgezogen im Mittelfeld, wo er nicht so häufig zum Einsatz kommt.
Welch offensives Potenzial er besitzt, zeigte er dann nochmal deutlich. Nach dem Rückstand durch einen Elfmeter-Treffer von Eintracht-Angreifer Bas Dost (63. Minute) legte Baku noch einen Zahn zu. Nicht zuletzt sein vermehrter Einsatz über die rechte Seite führte zunächst zum Ausgleich für die "Wölfe", ebenfalls nach Hand-Elfmeter. Angreifer Wout Weghorst verwandelte sicher (76.). Zwölf Minuten später erzielte der Niederländer dann noch den Siegtreffer für den VfL.
Hoffnung auf die EM 2021
Baku, der junge Mann mit kongolesischen Wurzeln, bedarf nach Ansicht Glasners noch einige taktische Anweisungen, um seinen Beruf möglichst fehlerfrei nachzugehen. Dabei ist Baku de Shootingstar der Niedersachsen in dieser Spielzeit. Zehn Millionen Euro hat sich der VfL den Wechsel von Baku aus Mainz kosten lassen - und das Geld scheint gut angelegt zu sein. Nach seinem Vereinswechsel nach dem zweiten Spieltag spielte Baku nun zehn Mal nahezu über die gesamte Distanz, nur in seinem ersten Spiel für die Wolfsburger war er lediglich 18 Minuten zum Einsatz gekommen. Zwei Tore und eine Vorlage sind eine bemerkenswerte Bilanz für einen aufstrebenden Verteidiger mit Torjägerqualitäten. Ein Stammplatz beim VfL ist ihm bereits sicher.
Auch Bundestrainer Joachim Löw ist bereits auf Baku aufmerksam geworden, nominierte den bis dahin etablierten U21-Nationalspieler für das A-Team und setzte ihn beim 1:0-Testspielsieg in vergangenen November auch gleich ein. Mit dem Junioren-Team qualifizierte er sich kurz darauf zudem für die Europameisterschaft 2021. Allerdings ist in Baku aufgrund seiner Nominierung beim A-Team die Hoffnung erwachsen, vielleicht sogar beim Löw-Team im kommenden Sommer mitwirken zu können. "Die große EM ist natürlich in meinem Kopf, Olympia auch. Es wäre geil, wenn ich eines von beiden Turnieren spielen könnte. Die U-21-EM habe ich natürlich auch noch auf dem Schirm. Man wird sehen, was passiert", sagte Baku nach seinen ersten Erfahrungen beim Nationalteam.
Name (fast) wie das Vorbild des Vaters
Nicht wenige Fußballfans werden sich bereits gefragt haben, ob der Vorname etwas mit dem ehemaligen Nationalspieler Karl-Heinz Riedle zu tun habe. Die Antwort ist eindeutig: ja. Für Vater Lutumba (kam 1992 aus Zaire, heute Demokratische Republik Kongo) war der ehemalige Top-Angreifer (u.a. von Borussia Dortmund) das große Idol. So gab er seinem Sohn zunächst den Namen Bote Nzuzi Baku - und den Spitznamen Ridle. Seit 2018 steht „Ridle“ nun aber sogar im Personalausweis – allerdings ohne das "e", um sich vom Vorbild des Vaters doch noch ein wenig zu unterschieden.
Baku bekleidet eine dieser neuralgischen Positionen, die im modernen Fußball eine deutlich wichtigere Bedeutung bekommen haben. Schnelle, taktisch versierte, zweikampfstarke und torgefährliche Außenverteidiger werden in so vielen Teams händeringend gesucht - die Wolfsburger sind erst einmal fündig geworden. Bis 2025 hat Baku bei den "Wölfen" unterschrieben. Und bis zu seinem Vertragsende dürften im Laufe der Zeit dann auch die taktischen Anweisungen des Trainers deutlich weniger geworden sein.