WTO: Zwischen Zweifel und Hoffnung
12. April 2017Der globale Warenaustausch wird der WTO zufolge in diesem Jahr fast doppelt so schnell expandieren wie 2016. Der Welthandel sei auf gutem Wege, ein Wachstum von 2,4 Prozent zu erreichen, erklärte die Welthandelsorganisation am Mittwoch in Genf. 2016 hatte es lediglich zu 1,3 Prozent gereicht. "Es gibt Gründe für einen vorsichtigen Optimismus", sagte ihr Generaldirektor Roberto Azevedo. "Das Handelswachstum bleibt aber fragil und es gibt erhebliche Abwärtsrisiken." Dazu trage vor allem die Politik bei.
US-Präsident Donald Trump hat das enorme Handelsdefizit seines Landes in den Mittelpunkt seiner wirtschaftspolitischen Agenda gestellt. Er erwägt, die Einfuhren mit neuen Steuern oder Zöllen zu verteuern. Damit sollen Firmen dazu bewegt werden, mehr in den USA zu produzieren und Jobs zu schaffen.
Die WTO lehnt das ab. "Wenn Politiker versuchen, Arbeitsplatzverluste zu Hause mit verschiedenen Restriktionen auf Importe zu belegen, kann das nicht das Wachstum ankurbeln", so Azevedo. "Das könnte sogar zu einer Belastung für die Erholung werden."
Als weitere Risiken nannte die WTO auch den Inflationsdruck, der Zentralbanken zu schnellen Zinsanpassungen zwingen könnte und die unklaren Modalitäten des Brexit, des EU-Austrittes von Großbritannien.
"Handel beflügelt Wachstum und Entwicklung"
Als zwischenstaatliche Organisation mit 164 Mitgliedsländern nennt die WTO kein Land beim Namen. Der Generaldirektor wollte nicht auf mögliche Folgen von Donald Trumps Drohung mit Strafzöllen eingehen. "Wir kennen die US-Handelspolitik noch nicht. Wir müssen uns gedulden", sagte er. Dabei seien Vorhersehbarkeit und Stabilität in diesen Zeiten wichtig: "Unsicherheit friert Investitionen und Produktion ein."
"Wir sollten Handel als Teil der Lösung wirtschaftlicher Probleme sehen, nicht als Teil des Problems", sagte Azevedo. "Handel beflügelt Wachstum, Arbeitsplatzschaffung und Entwicklung."
Gleichzeitig müssten die Bedenken der Menschen, die ihre Jobs durch den technologischen Wandel und neue Handelsströme bedroht sehen, ernst genommen werden. Wichtig seien Trainings- und Ausbildungsinitiativen. "Handelsbarrieren aufzubauen schafft keine neuen Jobs, sondern vernichtet sie", sagte Azevedo.
dk/sri (dpa/rtr)