Zehntausende protestieren gegen "Charlie Hebdo"
23. Januar 2015Die Massendemonstrationen in der muslimischen Welt gegen Mohammed-Zeichnungen reißen nicht ab. Im Iran gingen zehntausende Menschen auf die Straße, ebenso in Afghanistan, Pakistan und Indien (Artikelbild). Sie protestierten gegen die Karikaturen der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo".
Die meisten Kundgebungen im Iran fanden nach dem Freitagsgebet außerhalb der Hauptstadt Teheran statt. Auf Schildern und Fahnen bekundeten die Demonstranten ihren Respekt für den Propheten Mohammed und kritisierten dessen "Verleumdung" durch das Satiremagazin. In Sprechchören riefen sie: "Tod Frankreich!", "Tod Israel!", "Tod Großbritannien!", "Tod Charlie Hebdo!"
Französische Flaggen verbrannt
Auch in Nachbarländern gab es Massenproteste. In der Stadt Herat im Westen Afghanistans demonstrierten mindestens 20.000 Menschen gegen die von "Charlie Hebdo" veröffentlichten Mohammed-Karikaturen. Es war die bisher größte derartige Demonstration in Afghanistan.
Die Teilnehmer verbrannten französische Flaggen und forderten von Paris eine Entschuldigung. "Kein Muslim kann Beleidigungen unseres geliebten Propheten hinnehmen", sagte einer der Protestierer. In der Hauptstadt Kabul warfen Demonstranten Steine auf die französische Botschaft. Sicherheitsleute gaben daraufhin Warnschüsse ab.
"Unsere Ehre!"
In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad beteiligten sich rund 15.000 Menschen an einer islamistischen Demonstration gegen "Charlie Hebdo". Sie riefen "Unser Prophet, unsere Ehre!" und "Köpft die Gotteslästerer!" Andernorts gab es ebenfalls von islamistischen Gruppen organisierte Kundgebungen mit tausenden Teilnehmern.
Im indischen Teil der muslimisch dominierten Unruheregion Kaschmir kam es nach den Freitagsgebeten zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen "Charlie Hebdo"-Gegnern und der Polizei. Die Beamten in der Stadt Srinagar feuerten Warnschüsse ab, um eine Menge demonstrierender Muslime auseinander zu treiben.
Muslime protestieren in Europa
Doch auch in Europa gab es Proteste gegen die Karikaturen. Ein Imam in der muslimisch geprägten Stadt Novi Pazar in Serbien behauptete, das französische Satiremagazin habe den tödlichen Angriff durch seine Cartoons selbst provoziert. "Wir sind gegen Terrorismus", erklärte der muslimische Geistliche Irfan Malic auf einer Kundgebung vor rund 5000 Menschen. Er fügte allerdings hinzu, diejenigen, die die Zeichnungen in Auftrag gegeben hätten, seien schuld an dem Attentat von Paris.
Bilder des Propheten Mohammed werden von vielen Muslimen als Blasphemie verurteilt. Vor gut einer Woche war "Charlie Hebdo" mit einem weinenden Mohammed auf dem Titel erschienen, der ein Schild mit der Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in Händen hält.
Die Zeitung reagierte mit der Mohammed-Karikatur auf den islamistischen Anschlag am 7. Januar in Paris, bei dem zwei Angreifer im Redaktionsgebäude und bei ihrer anschließenden Flucht zwölf Menschen erschossen hatten. Ein mit den Tätern in Verbindung stehender weiterer Islamist hatte an den darauffolgenden Tagen in Paris und einem Vorort insgesamt fünf Menschen getötet.
jj/sti (dpa, afp)