Zu Ostern Schokolade in allen Varianten
25. März 2005Auf dem Schokoladenosterhasen lastet seit einiger Zeit ein schlimmer Verdacht: Böse Zungen behaupten, er habe noch vor wenigen Wochen in den Regalen der Supermärkte gestanden - und zwar als Weihnachtsmann. Der Schokohase, ein recyceltes Kakaoprodukt? Lieblos in großen Bottichen zusammengeschmolzen oder gar nur aus der alten Verpackung gepult und dann in neues Papier gewickelt?
Dieser Vorwurf ist falsch, wie Martin van Almsick vom Schokoladenmuseum Köln bestätigt. "Wenn jetzt die Schokoindustrie im ganzen Land wieder die LKW herumschicken würde, um abzuholen, auszupacken und einzuschmelzen, wäre das viel zu teuer", sagt er. "Die Weihnachtsmänner, die übrig geblieben sind, wurden nach Weihnachten etwas günstiger verkauft."
Konkurrenz für den Osterhasen
Also, zum Osterfest keine Auferstehung des Schokoweihnachtsmannes in der Hülle des Osterhasen. Das wäre auch rein mengenmäßig nicht zu bewältigen. Auf dem deutschen Markt zum Beispiel stehen jährlich 12.000 Tonnen Schokohasen 10.000 Tonnen Weihnachtsmännern gegenüber. Zwar wird an Weihnachten nicht weniger Schokolade geschlemmt, aber der Osterhase hat einfach weniger süße Konkurrenz als der Weihnachtsmann. Dieses Jahr allerdings betritt zum ersten Mal ein Mitbewerber die Verkaufsbühne, und zwar in weißer Schokolade: das Osterlamm.
Steigende Rohstoffpreise
Die deutschen Schokoladenproduzenten schlagen sich derzeit mit ganz anderen Problemen herum: Die Rohstoffe für Kakaoprodukte sind teurer geworden. Aber das soll sich nicht auf die Verbraucherpreise auswirken. "Kakao wird aller Voraussicht nach nicht teurer", verspricht Martin van Almsick. "Wir vom Schokoladenmuseum plädieren aber sowieso dafür, lieber teurere Schokolade in Maßen zu kaufen und zu genießen."
Die entscheidende Frage lautet: Wer will überhaupt noch zu Ostern den hohlen Vollmilchhasenhasen zu 50 Cent? Was für Schokolade und vor allen Dingen wie viel Schokolade essen die Verbraucher? Schon seit einigen Jahren wollen immer weniger Käufer die Vollmilch-Ostereier, eine Füllung muss schon drin sein. Und bitte nicht nur Nougat oder Marzipan, da darf es etwas ausgefallener sein.
Exotische Geschmäcker
Fruchtig, cremig, spritzig, salzig, scharf: Schokolade darf in diesem Jahr nach allem schmecken, nur nicht langweilig. Nicht mehr nur Füllmittel, wenn der Heißhunger einen überkommt, und auch nicht nur beiläufiges Schlecken vor dem Fernseher: Für Schokolade soll man sich Zeit nehmen, meint Martin van Almsick. "Wir hoffen, dass die Verbraucher bewusster genießen. Schokolade hat etwas mit Luxus zu tun." Der Trend, so meint van Almsick, seien ganz außergewöhnliche Sorten, zum Beispiel Schokolade mit Chili, Pfeffer oder Schafsmilch.
Gesundheitsschokoladen zu Apothekerpreisen
Die Schokolade möchte weg von ihrem Image als kariesstimulierender Dickmacher. Laut van Almsick ist Schokolade gesund. Sie enthält neben Fett auch wichtige Eiweiße und Vitamine. Wer dieses Gesundheitspaket nicht in Massen, sondern in Maßen genieße, handle durchaus im Sinne der Gesundheit. Vorausgesetzt, er wählt die hochwertigen Produkte. In der "Apotheke" des Schokoladenmuseums, dem Schokoshop, liegen die "Gesundheitsschokoladen" aus Schafsmilch, mit Pfeffer und kostbaren Gewürzen wie Kardamom, Zimt und Anis aus.
Wachsende Verkaufszahlen
Trotz Apothekerpreisen finden die Schokoladen reißenden Absatz. "Wir können hier von Wirtschaftsflaute nichts feststellen", freut sich van Almsick. "Die Leute schauen nicht auf den Cent, wenn sie hier einen Tag lang sind und sich mit Schokolade befassen. Dann wollen sie sich auch einmal etwas Besonderes gönnen und sind bereit, mehr auszugeben." Diesen Trend kann der Bund der Süßwarenindustrie bestätigen: Die Produktion von Schokolade in Deutschland stieg im vergangenen Jahr 2004 um acht Prozent auf 835.000 Tonnen.