Zum vierten Mal Froome
22. Juli 2017Der britische Radprofi Christopher Froome steht unmittelbar vor seinem vierten Gesamtsieg bei der Tour de France. Der Titelverteidiger vom Team Sky baute seinen knappen Vorsprung in der Gesamtwertung im 22,5 km langen Einzelzeitfahren der 20. und vorletzten Etappe in Marseille deutlich aus und muss am Sonntag nur noch das Ziel in Paris erreichen. Angriffe auf das Gelbe Trikot wird es auf der "Tour d'Honneur" nicht geben.
Im Fußball-Stadion von Olympique Marseille brach ein gellendes Pfeifkonzert aus, als der Brite um 17.04 Uhr als letzter von 167 Fahrern von der Rampe rollte. 28:21 Minuten später war sein neuerlicher Tour-Triumph mit der Zieldurchfahrt in der nicht komplett gefüllten Arena besiegelt.
Triumphfahrt mit hohem Start-Ziel-Tempo
Im "Maillot jaune" schlug Froome vom Start weg ein hohes Tempo an, schon bei der ersten Zwischenzeit nach zehn Kilometern lag er deutlich vor seinen schärfsten Rivalen Romain Bardet aus Frankreich und Rigoberto Uran aus Kolumbien. An der Schlüsselstelle vergrößerte Froome das Polster: Anders als Bardet, der sichtbar zu kämpfen hatte, fuhr Froome mit einem gleichmäßigen Rhythmus den im Schnitt 9,5 Prozent steilen und 1,2 km langen Anstieg zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde hinauf. Der anschließende Weg zum Ziel wurde für Froome zur Triumphfahrt, in der er den vor ihm gestarteten Bardet fast noch überholte.
Der Franzose war am Samstag der große Verlierer. Der Hoffnungsträger der Grande Nation verlor seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung an Uran und beinahe auch den dritten Podestplatz. Sein Vorsprung auf Froome-Helfer Mikel Landa schrumpfte auf eine Sekunde.
Unerfüllte Hoffnungen für Martin
Als Froome, erneut begleitet von Pfiffen, über den Zielstrich rollte, war das Rennen für Tony Martin bereits seit rund zwei Stunden beendet. Wie schon beim Auftaktzeitfahren hatte es für den viermaligen Weltmeister in seiner Spezialdisziplin nicht zum Sieg gereicht. Der 32-Jährige vom Team Katjuscha-Alpecin benötigte 28:29 Minuten und war damit 14 Sekunden langsamer als der frühere polnische Meister Maciej Bodnar vom deutschen Team Bora-hansgrohe. "Ich hatte ein wirklich gutes Gefühl und auch noch Kraft im Finale. Nach drei Wochen ist aber auch die Tagesform entscheidend. Ich muss akzeptieren, dass Bodnar schneller war", sagte Martin. Auf den flachen Streckenabschnitten war Martin ebenbürtig gewesen. Den Zeitverlust handelte er sich im steilen Anstieg zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde ein. Seine Hoffnungen auf einen Erfolg in seiner Spezialdisziplin bei der Tour 2017 zerschlugen sich zum zweiten Mal. Beim Auftaktzeitfahren in Düsseldorfvor drei Wochen war Martin Vierter geworden. Dadurch verpasste er auch die Chance auf das Gelbe Trikot.
Am Sonntag endet die 104. Frankreich-Rundfahrt. Froome darf die Triumphfahrt nach Paris genießen und traditionell mit einem Glas Schampus anstoßen. Für die Sprinter geht es auf dem 103 km langen Teilstück von Montgeron zum Prachtboulevard Champs-Élysées aber nochmals um alles, das Ziel ist der prestigeträchtige Etappensieg.
mrl/tk (sid und dpa)