Zwanziger will FIFA-Regeln ändern
21. November 2014"Nach den Irritationen der vergangenen Tage ist es wichtig, möglichst bald Erkenntnisse über den Untersuchungsbericht Garcias zu gewinnen", sagte Theo Zwanziger. Der 69 Jahre alte frühere DFB-Präsident ist noch bis 2015 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. Nicht nur das höchste FIFA-Gremium, sondern auch die Öffentlichkeit müsse "in einer angemessenen Form" unterrichtet werden, sagte Zwanziger auf "faz.net". Die Rechte von Betroffenen müssten dabei gewahrt bleiben. Bislang hatten die FIFA und ihr Präsident Joseph Blatter es abgelehnt, den Bericht von FIFA-Chefermittler Michael Garcia zu veröffentlichen und dabei auf den Ethik-Code des Verbands verwiesen.
Garcia hatte zwei Jahre lang die Umstände untersucht, unter denen Ende 2010 die Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar vergeben worden waren. In der vergangenen Woche hatte der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert den Abschlussbericht der FIFA-Ethikkommission vorgelegt, in dem zwar von Unregelmäßigkeiten die Rede war, die WM-Vergaben an sich aber nicht beanstandet wurden. Garcia hatte dagegen Einspruch eingelegt. An diesem Donnerstag hatten sich Eckert und Garcia darauf geeinigt, die Ermittlungsergebnisse dem FIFA-Funktionär Domenico Scala vorzulegen und ihn entscheiden zu lassen, welche Informationen dem Exekutivkomitee bei dessen Sitzung am 18. und 19. Dezember in Marokko vorgelegt werden sollen. Scala leitet die FIFA-Kommission, die prüft, ob die eigenen Regeln eingehalten werden.
Grüne fordern Veröffentlichung des Garcia-Berichts
Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Kartrin Göring-Eckardt und der sportpolitische Sprecher der Partei, Özcan Mutlu, forderten in einem Brief an DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger, den vollständigen Garcia-Bericht zu veröffentlichen. Andernfalls bleibe die FIFA "ein Synonym für Intransparenz, Korruption und Vetternwirtschaft", heißt es in dem Brief der Grünen-Politiker.
Der ehemalige FIFA-Generalsekretär Jerome Champagne glaubt, dass die Diskussionen um die WM-Vergabe, vor allem des Turniers 2022 an Katar, "noch längst nicht beendet" sind. Angesichts mangelnder Transparenz der FIFA setze er seine Hoffnung auf die Ermittlungen des FBI und der Schweizer Bundesanwaltschaft. FIFA-Chef Blatter hatte bei der Schweizer Behörde Anzeige erstattet, Garcia den US-Geheimdienst eingeschaltet. Champagne ist bisher der einzige Gegenkandidat Blatters bei der Wahl des FIFA-Präsidenten am 29. Mai 2015. "Es ist immer zu befürchten, dass es keine freie Wahl wird", sagte der Franzose, dem gegen Blatter kaum Chancen eingeräumt werden. "Es könnte im Vorfeld Druck auf die Verbände ausgeübt werden."
sn/tk (sid, dpa)