Neue Erkenntnisse im Kampf gegen Malaria
3. Dezember 2015Biologen der University of California haben eine Mückenart gezüchtet, die Malaria-blockierende Gene in sich trägt. Und Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg haben es geschafft, einen Teil des Malaria-Genoms zu amputieren, so dass sich die genetisch veränderten Parasiten im Wirtskörper nicht mehr richtig entwickeln können. Bedeuten diese Erfolge den Anfang vom Ende der tödlichen Tropenkrankheit? Nicht ganz.
Genmanipulierte Mücken
Die Idee hinter der Mückenzüchtung der Kalifornier: Die Insekten, bei denen die Übertragung der Krankheit genetisch blockiert ist, könnten sich in freier Wildbahn mit genetisch "normalen" Anopheles-Mücken paaren. Die Nachkommen dieser Paarung würden Malaria dann ebenfalls nicht mehr übertragen. Idealer Weise würden die "Blockier-Gene" sich so rasch in der Mückenbevölkerung verbreiten.
"Die Verbreitung kann von einem Prozent auf mehr als 99 Prozent steigen, und zwar innerhalb von 10 Generationen - das ist nur eine Mückensaison", sagte Biologe Valentino Gantz von der University of California - San Diego der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Forscher platzierten zusätzliche DNA in den Zellen der Anopheles-Mücke. Diese DNA wird über Generationen weitervererbt und sorgt dafür, dass Antikörper gegen Malaria produziert werden. Bisher wurden die genmanipulierten Insekten allerdings noch nicht in freier Wildbahn getestet. Und sie allein werden auch nicht zu einem Sieg über die tödliche Krankheit führen.
"Wir behaupten nicht, dass diese Strategie Malaria im Alleingang ausrotten wird", sagte Molekularbiologe Anthony James von der University of California - Irvine zu Reuters. Nur in Verbindung mit anderen Maßnahmen wie vorbeugenden Medikamenten, zukünftig entwickelten Impfstoffen und der Weiterbildung der Bevölkerung in betroffenen Gebieten könnte die neue Mückenzüchtung ihre volle Wirkung entfalten.
Amputierter Parasit
Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg haben an einer anderen Stelle angesetzt. Sie wollten nicht die Mücke verändern, sondern den Malaria-Parasiten. Die Forscher vom Zentrum für Infektiologie entwickelten einen Parasiten, der sich selbst über 200 Gene entfernt. Er zerschneidet sein Genom und verliert so eine Hälfte eines wichtigen Chromosoms, die er für seine Weiterentwicklung braucht.
Die Hoffnung ist, dass auf Grundlage dieser Forschung irgendwann einmal ein Impfstoff entstehen kann. Denn bei einer aktiven Impfung werden Patienten Parasiten injiziert, die in die Leber gehen und dort absterben oder aufhören, sich zu entwickeln. Gegen diese ungefährlichen Parasiten kann das Immunsystem dann eine "Verteidigungslinie" aufbauen.
Mirko Singer, Doktorand am Zentrum für Infektiologie in Heidelberg, betont, dass seine Forschungsgruppe den veränderten Parasit zunächst an Mäusen erprobt.
"Momentan ist es ein experimenteller Impfstoff", sagte Singer der DW. "Wenn man einen sicheren Impfstoff herstellen möchte, dann muss man auf mehreren Ebenen dafür sorgen, dass der Parasit sich nicht weiterentwickeln kann."
Unerwarteter Rückschlag
Und Vorsicht ist geboten. Nicht in allen Mäusen hat der manipulierte Parasit aufgehört, sich zu entwickeln. Das Problem, erläutert Singer, war ein beim Menschen selten auftretender Reparaturmechanismus, der bei einigen der Parasiten gegriffen hat und das zerschnittene Genom wieder herstellte. Daran müssen die Forscher also noch arbeiten.
Wann genau aus den Experimenten ein sicherer und funktionstüchtiger Malaria-Impfstoff für Menschen hervorgehen könnte, ist noch völlig unklar.
"Ich kann überhaupt keine Aussage dazu treffen", sagte Singer. "Die Menschen haben sich bisher sehr häufig dabei verschätzt, wie schnell man so etwas in die reale Welt übertragen kann."