"Sie folterten jeden dort"
21. August 2014Deutsche Welle: Herr Alkhani, wie kam es zu Ihrer Entführung?
Omar Alkhani: Ich war in Aleppo und fotografierte dort, um die humanitäre Lage in der Stadt zu dokumentieren. Dann kam eine Gruppe von bewaffneten Leuten in einem großen Auto angefahren und sie nahmen mich mit in eines ihrer Gefängnisse.
Welche anderen Personen waren mit Ihnen in dem Gefängnis?
Das waren einige Angehörige der "Freien Syrischen Armee" und einige Zivilisten - alle aus der selben Stadt.
Wie wurden Sie behandelt?
In den ersten zehn bis vierzehn Tagen wurde ich sehr schlecht behandelt. Sie folterten mich. Sie folterten jeden. Sie sagten, "du bist ein Spion, du hast mit Journalisten zu tun" oder "du fotografierst, um jedem zu sagen wie schlecht der 'Islamische Staat' ist."
Wie sind Sie frei gekommen?
Nach zwei Monaten sagten sie mir, ich solle mir etwas über die Augen ziehen. Dann setzten sie mich in ein Auto, fuhren zwei Stunden und warfen mich auf die Straße.
Hatten Sie Kontakt mit James Foley?
Ich bin James Foley nicht persönlich begegnet, er saß in der Nachbarzelle. Ich habe seine Stimme gehört. Ich habe gehört, wie er mit seinen Freunden geredet hat - jeden Tag.
Was können Sie uns über die Bedingungen sagen, unter denen er festgehalten wurde?
Ich war für zwei Monate im gleichen Gefängnis wie James und seine Freunde. Lassen Sie mich erstmal etwas über Jim (Jim ist die Kurzform für James) erzählen. Jim war ein sehr freundlicher Mensch, zu seinen Freunden und sogar auch zu den Gefängniswärtern. Er lachte die ganze Zeit. Er machte immer Späße, die alle zum Lachen brachten. Zu der Zeit wurde ihm und uns nichts Schlimmes angetan. So erinnere ich mich an meine Zeit mit Jim. Ich weiß nicht, wie es in anderen Gefängnissen aussah, denn sie brachten ihn in ein anderes Gefängnis, während ich dort blieb.
Können Sie uns sagen, wann Sie James Foley zuletzt gesehen haben?
Das war letztes Jahr am Weihnachtsabend. Dann brachten sie ihn in ein anderes Gefängnis, am Weihnachtsabend.
Omar Alkhani wurde 1982 in Damaskus geboren und arbeitet als freier Fotograf. Als Gefangener der Terrorgruppe "Islamischer Staat" verbrachte er mehrere Monate in Geiselhaft. Seine Frau, eine Amerikanerin, ist noch immer in den Händen der Entführer.