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Armutszeugnis für die Deutsche-Bank-Spitze

22. Mai 2013

Einen Tag vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank gehen NGOs mit der neuen Führungsspitze hart ins Gericht. Die Kritik: Der versprochene Kulturwandel hin zu einer ethisch verantwortlichen Bank finde nicht statt.

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Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank AG, Juergen Fitschen (l.) und Anshu Jain, geben am Dienstag (11.09.12) in Frankfurt am Main eine Pressekonferenz zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens, waehrend hinter ihnen das Logo der Bank zu sehen ist. (Foto: dapd)
Bild: dapd

Anlässlich der Hauptversammlung der  Deutschen Bank am Donnerstag (23.05.2013) stellen Nichtregierungsorganisationen den beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen ein Armutszeugnis aus: "Der Profit auf Kosten von Mensch und Umwelt bleibt auch unter Jain und Fitschen Grundlage des Geschäftsmodells", beklagt Barbara Happe von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.

Laut aktueller Recherchen von Facing Finance und urgewald verschafft die Deutsche Bank weiterhin Unternehmen Geld, die Umwelt- und Menschenrechte missachten und das Klima massiv schädigen. Sie vergibt nach wie vor Anleihen und Kredite an Rüstungskonzerne, die ihre Waffen in Krisengebiete liefern sowie an Atomfirmen und sie spekuliert weiter mit Agrarrohstoffen.

"Allein die Finanzbeziehungen der Deutschen Bank zu sieben der zehn weltweit umstrittensten Unternehmen belaufen sich derzeit auf über 2,8 Milliarden Euro", beklagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance und bezieht sich auf ein Ranking der Agentur RepRisk, die Banken über ökologische und soziale Reputationsrisiken ihrer Kunden informiert. "Die Deutsche Bank unterhält nach wie vor umfassende Geschäftsbeziehungen zu Herstellern von Atomwaffen und Streumunition, wenn auch letztere derzeit offensichtlich reduziert wurden", stellt Küchenmeister fest und beklagt zudem finanzielle Beziehungen der Bank zu Rüstungsfirmen wie Rheinmetall, die Waffen in Ländern produzieren oder Waffen dorthin liefern, die Menschenrechte missachten.

Geschäfte mit dem Hunger

Vorn dabei ist die Deutsche Bank weiterhin auch beim Geschäft mit der Nahrungsmittelspekulation. "3,79 Milliarden Euro investierten die Investmentfonds der Bank 2012 in Wetten auf die Preise von Nahrungsmitteln wie Weizen und Mais", sagt David Hachfeld von Oxfam. "Nahrungsmittelspekulation erhöht das Risiko von Preisschwankungen und Hunger. Menschen in armen Ländern können sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, wenn die Preise explodieren. Die Deutsche Bank kennt die Risiken, doch der Profit geht vor." Die Bank hat im letzten Jahr sogar ihre Zusage gebrochen, die Auflage neuer Fonds so lange auszusetzen, bis sie eine Untersuchung zum Hungerrisiko durchgeführt hat. Oxfams Recherchen zufolge gründete die Deutsche Bank allein im letzten Jahr fünf neue Investmentfonds, die auf die Preise von Agrarrohstoffen wetten.

Angesichts dieser umfassenden Kritik stellen die Nicht-Regierungsorganisationen den Bankchefs Jain und Fitschen für ihr erstes Amtsjahr ein desaströses Zeugnis aus, das sie ihnen, im Stil eines Schulzeugnisses zusammengefasst, auf der Hauptversammlung überreichen wollen. Sie rufen auch dazu auf, die Dividende zu Gunsten der Menschen zu spenden, die unter den Geschäften der Deutschen Bank leiden.

rbr/ hb(dpa)