Gewinneinbruch bei der Bahn
28. Juli 2015Die Lokführer-Streiks haben der Deutschen Bahn die Bilanz für das erste Halbjahr verhagelt. Der Gewinn nach Steuern sank von 642 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 391 Millionen Euro, ein Minus von fast 40 Prozent. Bahnchef Grube sagte, der monatelange Tarifstreit mit der Lokführergewerkschaft GDL habe die Bahn insgesamt rund 500 Millionen Euro gekostet. Dem Unternehmen seien durch die "größte und folgenschwerste Tarifauseinandersetzung in der Geschichte" wichtige Einnahmen entgangen.
Die Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatten zwischen September 2014 und Mai 2015 insgesamt neun Mal gestreikt - zunächst nur für mehrere Stunden, dann aber auch mehrere Tage lang. Millionen Pendler mussten umplanen, Unternehmen verlagerten den Transport wichtiger Güter von der Schiene auf die Straße. Neben den entgangenen Einnahmen musste die Bahn Kosten für die Umplanung von Zug- und Dienstplänen und die Entschädigung von gestrandeten Reisenden verkraften.
Hinzu kamen mehrere Unwetter, die durch Ausfälle und Reparaturen die Bahn ebenfalls viel Geld gekostet haben. Insgesamt ging die Zahl der Reisenden bei der Deutschen Bahn im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent zurück. Neben Streiks und Unwetter hat die Bahn seit einiger Zeit vor allem im Fernverkehr mit der wachsenden Konkurrenz durch Fernbusse zu kämpfen.
Stellenabbau nicht ausgeschlossen
Nach den schlechten Zahlen schließt das Unternehmen auch einen Stellenabbau nicht aus. Seine konkreten Vorstellungen dafür wolle er am 16. Dezember dem Aufsichtsrat vorlegen, kündigte Vorstandschef Rüdiger Grube an. Die Bahn ist mit rund 196.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Im Ausland hat sie gut 100.000 Mitarbeiter. Mit den Zahlen des ersten Halbjahrs könne man nicht zufrieden sein, so Finanzvorstand Richard Lutz. Man sei aber zuversichtlich, für das gesamte Jahr noch einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von zwei Milliarden Euro erreichen zu können. Dazu beitragen sollen auch die Umbaupläne, die Konzernchef Grube am gestrigen Montag (28.07.2015) dem Aufsichtsrat vorgelegt hat.
Mit dem Sechs-Punkte-Plan zum Umbau des Konzerns will man auf die Schwierigkeiten in mehreren Geschäftsfeldern reagieren. Dazu gehört, dass die Zahl der Vorstandsmitglieder von acht auf sechs verringert wird. Allein in ihrer Zentrale will die Bahn außerdem bis zum Jahr 2020 rund 700 Millionen Euro einsparen. Auch die Konzernstruktur soll gestrafft werden. Verbraucherverbände verlangten daneben aber auch einen besseren Service sowie übersichtlichere Tarife, damit Kunden etwa von der starken Fernbus-Konkurrenz zur Bahn zurückkehren.
Bru / ul (Reuters, dpa, afp)